"Testspiele im Klee"
Weiße Kunstschnee-Streifen in grüner Landschaft – na und? Wie Garmisch-Partenkirchen mit den Folgen der Klimaerwärmung umgeht.
GARMISCH-PARTENKIRCHEN - Bei Temperaturen wie im späten März sitzen Touristen und Einheimische leicht bekleidet in den Straßencafés auf dem Mohrenplatz in Garmisch. Entspannt verfolgen sie das alpine WM-Spektakel auf der großen Leinwand.
An solche Bilder werden sich die Menschen am Fuße der Zugspitze gewöhnen müssen. Erst recht, wenn tatsächlich in sieben Jahren olympische Medaillen im Werdenfelser Land vergeben werden sollten. Weiße Kunstschneestreifen in grüner Landschaft sind nicht die Bilder vom Wintermärchen, die Marketingstrategen gebrauchen können. „Testspiele im Klee” überschrieb die „Neue Züricher Zeitung” einen Artikel über die hohen Temperaturen in der Marktgemeinde.
Der Bürgermeister, Thomas Schmid (CSB), wirkt recht gelassen.Er möchte Olympia unbedingt in die Zugspitzregion holen. „Garmisch-Partenkirchen”, sagt der 50-Jährige, „hat in der globalen Erwärmung eine Ausnahmestellung”. In den nächsten 20 Jahren werde die Temperatur an der Kandaharstrecke, wo die schnellen Disziplinen gefahren werden, lediglich um 0,2 Grad ansteigen, sagt Schmid und klingt dabei wie ein Fußballtrainer des Tabellenletzten, der auch zwei Spieltage vor Saisonende vom Abstieg nichts wissen will: „Wir werden hier auch noch in den nächsten 50 Jahren Ski fahren.”
Wer mit Schmid spricht, bekommt den Eindruck, dass der spürbare Widerstand gegen Olympia nur eine Naturerscheinung sei. Dabei sind die klimatischen Bedingungen nur eines von vielen Problemen. Von den Grundstücksgegnern gar nicht zu reden, die sich weigern, ihre Wiesen freizugeben, treibt viele Menschen die Sorge um, was aus ihrem Ort nach Olympia wird. Sie fürchten gravierende Folgen für die Tier- und Pflanzenwelt, aber auch steigende Ausgaben für Miete- und die Lebenshaltungskosten allgemein.