Teilweise zu neuen Ufern

Der neue Staatstheater-Spielplan: Im dritten Jahr von Intendant Peter Theiler schaut alles auf die Neueröffnung des Schauspiels
von  Abendzeitung
Erwarten „paradiesische Zustände“ für 2010/11 – schon dank des neuen Schauspielhauses, das im Oktober eröffnet: die gut gelaunten (v.l.) Klaus Kusenberg (Schauspiel), Goyo Montero (Ballett), Albrecht Döderlein (Direktor) und Peter Theiler (Staatsintendant).
Erwarten „paradiesische Zustände“ für 2010/11 – schon dank des neuen Schauspielhauses, das im Oktober eröffnet: die gut gelaunten (v.l.) Klaus Kusenberg (Schauspiel), Goyo Montero (Ballett), Albrecht Döderlein (Direktor) und Peter Theiler (Staatsintendant). © Berny Meyer

NÜRNBERG - Der neue Staatstheater-Spielplan: Im dritten Jahr von Intendant Peter Theiler schaut alles auf die Neueröffnung des Schauspiels

Das Saison-Motto „Paradiesische Zustände“, mit dem Klaus Kusenberg die Euphorie über die herbstliche Rückkehr ins neue Schauspielhaus umkränzt, kann ironiefrei fürs ganze Staatstheater Nürnberg zweitverwertet werden. Zur Vorstellung des Spielplans aller Sparten war Kulturreferentin Julia Lehner mit Metaphern im Handtäschchen angetreten. Peter Theilers Kulturfabrik habe „Fahrt aufgenommen“ und strebe „teilweise zu neuen Ufern“. Es gebe „ein eindeutiges Votum des Publikums“ für die Programmatik, die „Zauberflöte“ ist gut besucht.

Tatsächlich richtet sich der Blick in der dritten Theiler-Spielzeit zunächst aufs Schauspiel, wo die Aussicht auf den Neustart im erweiterten Areal (die BlueBox nun als größerer Spielraum Nr. 3) die Leiden der Kongresshallen-Erfahrung bereits lindert. Ab 23. Oktober beginnt die neue Zeitrechnung mit einer Premieren-Attacke von acht Produktionen innerhalb von drei Wochen. Darin sind alle wesentlichen Konzept-Merkmale enthalten: Klassik (Lessings „Nathan“ in Schmiedleitner-Regie neben Schillers „Kabale und Liebe“), Uraufführungen (Kusz spottet in „Lametta“ über Weihnachtszauber in fränkischer Patchwork-Familie, Gesine Schmidt liefert das recherchierte Drama „Die Russen kommen“) und Direkt-Importe britischer Machart (Kusenberg inszeniert zur Eröffnung Lucy Prebbles Londoner Weltfinanzkrisen-Verarbeitung „Enron“ und später „Pride“ von Alexi Kaye Campbell, wo Homosexualität zwischen 1958 und 2008 von der Verklemmung zum Hedonismus und zurück pendelt.

Auf Netzwerk mit der internationalen Szene (Koproduktionen mit Strasbourg und Bordeaux) und Querverbindungen zwischen Sparten legt der Intendant großen Wert. Also gibt es „Carmen“ nicht nur singend, sondern auch als Tanz-Projekt von Goyo Montero und Schauspiel-Regisseur Georg Schmiedleitner übernimmt mit Verdis „Macbeth“ hier erstmals eine Opernregie. Detlev Glanerts Auftrags-Oper „Das Holzschiff“ (laut Belcanto-Prophet Theiler „süffig singbar“) ist dank Regie-Wüterich Kresnik das kühnste, Schrekers „Der ferne Klang“ das interessanteste Vorhaben. Chefdirigent Christof Prick zieht sich im Abschiedsjahr ausgerechnet auf „Tosca“ und „Fledermaus“ zurück. Mit den schon wieder neuen „Meistersingern“ 2011, auf die sich Opernfreunde im wagnerfreien Jahr freuen mögen, hat er nichts mehr zu tun. D.S.

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