Tatwaffe Zimtschnecke: Mann will Ex mit Selbstgebackenem töten

Nürnberg - Hinterlistig, heimtückisch und ohne jeden Skrupel? Ab Donnerstag steht IT-Experte Philipp A. (39) vor dem Nürnberger Schwurgericht. Laut Anklage wollte er im November vergangenen Jahres seine Frau und die Schwiegermutter ermorden - mit einer selbstgebackenen Zimtschnecke! Beide überlebten nur knapp.
Von einem Schlaganfall gingen die Ärzte aus, als die Ehefrau des Computerexperten Anfang November vom Rettungsdienst in die Klinik gebracht worden war. Sie war verwirrt, litt unter Sprachverlust und massiven Lähmungserscheinungen, heißt es in der Anklageschrift.
Zimtschnecke mit Beruhigungsmittel vergiftet
Doch damit nicht genug: Nur zwei Tage später landete dann auch ihre Mutter im Krankenhaus. In der neurologischen Klinik musste sie intubiert und maschinell beatmet werden. "Ohne diese intensivmedizinischen Maßnahmen", so die Einschätzung der Staatsanwaltschaft, "wäre sie verstorben."
Wiederum drei Tage später saß Philipp A. in Untersuchungshaft. Rückstände des starken Beruhigungsmittels Etizolam, die im Körper beider Frauen gefunden worden waren, hatten schnell auf seine Spur geführt. Im Internet, wie die Ermittler dann auch noch feststellten, hatte er sich zuvor über die Wirkungsweise des Medikaments informiert.
Dem Ermittlungsergebnis der Staatsanwaltschaft zufolge hätte Philipp A. bei der Verwirklichung seines finsteren Plans kaum hinterhältiger agieren können. Demnach brachte er zu einem vereinbarten Treffen mit seiner getrennt lebenden Ehefrau eine mit Etizolam hochgradig vergiftete Zimtschnecke mit. Die hatte er laut Anklage kurz vorher selbst gebacken.
Bei der Bewertung des Falls geht die Staatsanwaltschaft nicht nur davon aus, dass der zuletzt beruflich abgestürzte IT-Experte den Tod seiner Frau wollte oder zumindest billigend in Kauf nahm.
Er hätte laut der Anklage im Hardcore-Format auch einkalkulieren müssen, dass weitere Personen, in diesem Fall die Schwiegermutter, die vergiftete Zimtschnecke essen könnten.
Sorgerechtsstreit soll Auslöser der Tat gewesen sein
Ungeachtet der strafrechtlichen Relevanz und ihrer Bewertung durch die Staatsanwaltschaft war es ein familiäres Drama. Den Ermittlungen zufolge hatte die Schwiegermutter von Philipp A. zwei Tage nach der Klinik-Einlieferung ihrer Tochter in deren Wohnung nach dem Rechten sehen wollen. Dort machte ihr die von ihrer Tochter nur halb aufgegessene Zimtschnecke den Mund wässrig. Nur Stunden danach lag sie auf der Intensivstation.
Auslöser für den mörderischen Giftanschlag soll in der zerrütteten Beziehung der Streit um das Sorgerecht für den gemeinsamen Sohn gewesen sein. Philipp A. machte bisher keine Angaben zu den Vorwürfen, heißt es aus Kreisen der Justiz. Auch das Gericht geht von einem reinen Indizienprozess aus und hat deshalb bereits acht Prozesstage festgelegt.