Tatjana Gsell kämpft für ihre Ehre

Künstlich, sexy, schrill – und kriminell: So geht die Blondine in die Kriminalgeschichte ein. Doch nun könnte sie bald juristisch rehabilitiert werden.
Helmut Reister |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Tatjana Gsell hat nach der Verhandlung in Fürth, bei der zwei Räuber verurteilt worden sind, ihren eigenen Freispruch beantragt.
dpa Tatjana Gsell hat nach der Verhandlung in Fürth, bei der zwei Räuber verurteilt worden sind, ihren eigenen Freispruch beantragt.

Künstlich, sexy, schrill – und kriminell: So geht die Blondine in die Kriminalgeschichte ein. Doch nun könnte sie bald juristisch rehabilitiert  werden.

Nürnberg - Tatjana Gsell (45) kämpft vor Gericht um ihre Ehre – möglicherweise mit Erfolg. Dieses Jahr soll noch eine Entscheidung fallen. Sogar die Staatsanwaltschaft ist inzwischen überzeugt, dass sie mit dem Tod ihres Ehemanns und Schönheitschirurgen Franz Gsell nichts zu tun hatte.

Ende März 2003 stirbt der 45 Jahre ältere Arzt an den Folgen eines Überfalls in seiner Villa im Nürnberger Nobelstadtteil Erlenstegen. Polizei, Staatsanwaltschaft und am Ende auch das Amtsgericht Nürnberg gingen davon aus, dass Tatjana Gsell, ihr Jugendfreund und temporärer Geliebter sowie das Opfer selbst mit damals unbekannten Tätern zusammengearbeitet hatten.

Sieben Jahre nach ihrer Verurteilung werden die wahren Täter gefunden

Der vermeintliche Grund: Mit dem fingierten Diebstahl eines teuren Mercedes wollen sie die Versicherung prellen. Bei der Schlüsselübergabe sei es zum Streit und Handgreiflichkeiten und damit den schweren Verletzungen des Arztes gekommen, denen er später erlag.

Die Witwe sitzt monatelang in U-Haft und wird wegen versuchten Versicherungsbetrugs und Vortäuschen einer Straftat zu einer Bewährungsstrafe von 16 Monaten und zu 30 000 Euro Geldstrafe verurteilt. Für den Tod ihres Mannes wird sie jedoch nicht zur Rechenschaft gezogen.

Im Jahr 2010 beginnt sich das Blatt zu wenden. Die Polizei ermittelte zwei neue Tatverdächtige. Nach langem juristischen Hin und Her werden diese beiden Männer vier Jahre später wegen Raubes mit Todesfolge für elf Jahre hinter Gitter geschickt. Tatjana Gsell, die in dem Prozess als Zeugin aussagte, widerrief ihr früher abgelegtes Geständnis und sagte, dass sie es nur aufgrund des enormen Drucks der Ermittlungsbehörden abgelegt hätte.

Das erneute Verfahren um die Rehabilitierung läuft nur schriftlich ab

Über ihre Anwältin hat Tatjana Gsell 2014 nach der Verurteilung der beiden Räuber beim Amtsgericht Fürth beantragt, sie freizusprechen. Dieses Verfahren soll aufgrund der klaren Sachlage ohne Prozess schriftlich durchgeführt werden, bestätigt die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Die endgültige Entscheidung sei noch nicht getroffen worden.

Ob die offensichtlich zu Unrecht verurteilte Arztwitwe am Ende auch noch eine Entschädigung erhält, ist noch offen, da bei der Verurteilung auch ihr (falsches) Geständnis eine entscheidende Rolle spielte.

Tragisch: Tatjana Gsells Ex-Liebhaber verliert seine ganze Existenz

Zusammen mit Tatjana Gsell wurde auch ihr Liebhaber, ein Staatsanwalt aus Hof, zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Für den Mann im Staatsdienst hatte dies schwerwiegende Folgen: Er verlor seinen Job und seinen Beamtenstatus und ist mittlerweile als Assessor tätig. Auch er hat ein Wiederaufnahmeverfahren laufen, in Regensburg. Wie der Sprecher der Behörde erklärte, soll eine Entscheidung noch in diesem Jahr fallen. Eine Prognose wollte er nicht abgeben: „Es ist alles möglich.“

Der trotz der Aussagen des Behördensprechers wohl zu erwartende Freispruch des Ex-Staatsanwaltes, der stets seine Unschuld beteuert hatte, könnte für die Staatskasse weitaus unangenehmere Folgen haben, als eine eventuelle Entschädigung der Arzt-Witwe.

Tatjana Gsell vor Gericht - Autoschieberei gab es nicht

Seit 13 Jahren ist er seinen gut dotierten Job als Staatsanwalt los und hat dadurch erhebliche finanzielle Nachteile erlitten. Eine Entschädigung könnte nach Ansicht von Juristen deutlich im sechsstelligen Bereich liegen.

Tatjana Gsell, die auch durch ihre Beziehung zu Ferfried von Hohenzollern, Mitwirkung in Pornos und Auftritte bei Sex-Messen auch nach dem Tod ihres Ehemanns immer wieder in die Schlagzeilen geriet, lebt laut eigener Aussage mittlerweile als „Starlet“ in London.

In ihrem Profil auf ihrer Homepage hat sie eingetragen: „Zu meinem Charakter kann ich nur sagen, dass ich eine sinnliche, aufgeweckte und lebenslustige Frau bin.“

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.