Täter von Ansbach wollte Facharbeit über Amokläufe verfassen

ANSBACH - Der wegen seines Amoklaufs am Ansbacher Gymnasium Carolinum angeklagte Schüler Georg R. hat offenbar vor der Tat eine Facharbeit über solche Verbrechen schreiben wollen.

Nach Angaben einer Justizsprecherin hatten Zeugen am Dienstag während der nicht-öffentlichen Befragung am zweiten Prozesstag am Landgericht Ansbach ausgesagt, dass Georg R. in der Schule für eine Facharbeit über Amokläufe angefragt habe. Dies sei mit dem Direktor der Schule diskutiert und abgelehnt worden.

Die Zeugen beschrieben den Schüler als eigenwillig und zurückgezogen. Der Kollegstufenleiter des 19-Jährigen, der R. schon in der 10. Klasse im Fach Deutsch unterrichtete, sagte der Sprecherin zufolge, Georg R. habe sich von seiner Umgebung abgekapselt und sein „eigenes Ich“ gepflegt.

Die sieben Zeugen, darunter das Mädchen, das bei der Attacke lebensgefährliche Verletzungen durch einen Axthieb erlitt, sagten darüberhinaus in der Verhandlung übereinstimmend, man habe bei der Tat zunächst die Gefahr nicht erkannt. Eine Lehrerin der 10. Klasse sagte, sie habe zunächst nur an einen Scherz gedacht. Erst als Georg R. mit der spitzen Seite der Axt auf die Schülerin eingeschlagen habe, sei klar geworden, dass es „blutiger Ernst“ gewesen sei.

Im Prozess am Dienstag habe der Angeklagte die Aussagen der Zeugen, die auch von Folgeschäden wie Schlafstörungen, Alpträumen und Angstattacken berichteten, „sachlich und ruhig“ ohne merkliche Gefühlsregung verfolgt.

Bei der Tat am 17. September 2009 waren zwei Schülerinnen schwer verletzt worden, zahlreiche weitere Schüler und einige Lehrerinnen erlitten Brandverletzungen durch die vom Täter gezündeten Molotow-Cocktails. Wegen des Amoklaufs am Gymnasium Carolinum wirft die Staatsanwaltschaft Georg R. unter anderem versuchten Mord in 47 Fällen vor. Zu Prozessbeginn am vergangenen Donnerstag hatte der 19-Jährige ein Geständnis abgelegt.

ddp