Sudetendeutscher Tag 2026 erstmals in Tschechien

Rund acht Jahrzehnte nach der Vertreibung soll das traditionelle Pfingsttreffen der Sudetendeutschen Landsmannschaft 2026 erstmals in Tschechien stattfinden. Das Motto des Sudetendeutschen Tags in Brünn (Brno) werde "Alles Leben ist Begegnung" lauten, teilte der Vertriebenenverband mit Sitz in München am Donnerstag mit.
Der Sprecher der Volksgruppe, Bernd Posselt, dankte der tschechischen Bürgerinitiative "Meeting Brno" für die Einladung in die zweitgrößte Stadt des Landes. Er versprach ein "Fest der gemeinsamen Kultur, der Vielfalt, des Dialogs und der Verständigung". Als Termin ist der 22. bis 25. Mai angesetzt. Die Universitätsstadt Brünn in Südmähren hat knapp 400.000 Einwohner.
Viele Sudetendeutsche fanden in Bayern neue Heimat
Der Schritt dürfte als Meilenstein in den nachbarschaftlichen Beziehungen gewertet werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg und den Schrecken der nationalsozialistischen Besatzung waren rund drei Millionen Deutsche aus der damaligen Tschechoslowakei vertrieben worden. Viele von ihnen fanden in Bayern eine neue Heimat, wo sie inzwischen als vierter Stamm Bayerns neben den Altbayern, den Franken und den Schwaben gelten.
Die Beziehungen zwischen den Sudetendeutschen und den Tschechen waren über Jahrzehnte äußerst belastet. Doch 2013 sprach der damalige Ministerpräsident Petr Necas als erster tschechischer Regierungschef im bayerischen Landtag und bedauerte, dass bei der Vertreibung "unschuldigen Menschen viel Leid und Unrecht" angetan worden sei. Später verzichtete die Sudetendeutsche Landsmannschaft mit einer Satzungsänderung auf die "Wiedergewinnung der Heimat".
Posselt: Zeichen gegen Nationalismus
Posselt erwartet nun, dass das Treffen in Brünn ein "einzigartiges europaweites Zeichen" setzen werde, dass es möglich sei, Gräben, die der Nationalismus und totalitäre Ideologien aufgerissen hätten, zu überbrücken. Ob es dagegen Proteste geben wird, ist noch unklar. Bei der Parlamentswahl in Tschechien Anfang Oktober hatten rechtspopulistische und rechtsextreme Parteien die meisten Stimmen erhalten. Die Regierungsbildung zieht sich aber noch hin.