Studie beweist: So schlecht sind Nürnbergs Schüler
Leistungen liegen unter dem bayerischen Durchschnitt. Der städtische Bildungsbericht zeigt die Defizite auf.
NÜRNBERG „Ich bin erschrocken, als ich diese Ergebnisse gesehen habe.“ Bildungs-Experte Hans-Dieter Metzger hat die Leistungen Nürnberger Zweit- und Drittklässler analysiert. In allen getesteten Bereichen sind sie signifikant schlechter als der bayerische Durchschnitt. Das ist eines der Resultate des Bildungsberichts, den er und Christine Meyer gestern vorstellten. Sie kümmert sich im Büro von Oberbürgermeister Ulrich Maly um das Zukunftsthema Bildung.
In den so genannten VERA-Tests werden nach einheitlichen Maßstäben die Leistungen der Schüler erhoben. So erreichten im bayernweiten Schnitt im Rechtschreiben 30 Prozent der Schüler nicht einmal das niedrigste Niveau. In Nürnberg liegt der Wert bei erschreckenden 42 Prozent! Im Lesen schnitten die Nürnberger Schüler um 11 Prozentpunkte schlechter ab, im Sprachgebrauch und im Rechnen ebenfalls jeweils um 12 Punkte. Im Erkennen von Mustern und Strukturen sowie bei der räumlichen Wahrnehmung sind es je 9 Punkte.
Nur 57,8 Prozent der Viertklässler schaffen den Übertritt auf weiterführende Schulen
Auch im Vergleich zu anderen Großstädten wie München, Augsburg und Fürth stehen die Nürnberger Schüler schlecht da. Zwar sind da die Unterschiede nicht ganz so groß. Doch in den meisten Fällen haben die Nürnberger Schüler die rote Laterne.
Andere Daten weisen in die gleiche Richtung. In Nürnberg schaffen nur 57,8 Prozent der Viertklässler den Übertritt in die Realschule oder ins Gymnasium. Bayernweit sind es 63,6 Prozent, in Erlangen 69,2 und in München 71,1 Prozent. Einen Hoffnungsschimmer sieht Meyer jedoch: Die Übertrittsquote ist von ganz schlechten 45,5 Prozent im Jahr 2005 stärker gestiegen als in anderen Städten. Aber: Von 5430 Schülern, die im Schuljahr 2008/09 ihren Abschluss machten, schafften 645 keinen Abschluss. Das ist ein Quote von 11,9 Prozent. Bei den Hauptschülern liegt sie sogar bei 15,4 Prozent.
Die Gründe dafür erforscht das Bildungsbüro derzeit. Zum einen liegt es an den vielen Schülern mit ausländischen Wurzeln, deren Zahl sich in den vergangenen Jahren stark erhöht hat. „Aber der Schulerfolg ist auch ganz eng an die soziale Situation der Eltern gekoppelt“, sagt Meyer. In Stadtvierteln mit einem hohen Anteil an Hartz-IV-Beziehern ist die Übertrittsquote ins Gymnasium deutlich geringer als in gutsituierten Wohngebieten. Auch die Zahl der Schüler, die eine Klasse wiederholen müssen, ist bei Migranten deutlich höher.
Und so kann gegengesteuert werden: „Bildung muss schon in der Vorschule beginnen“, sagt Meyer. Dort würden die Weichen für den späteren Schulerfolg gestellt. „Wir müssen die Verzahnung von Kindergärten, Horten und Schulen verbessern.“ Auch der Einsatz ehrenamtlicher Hausaufgabenhelfer und Nachhilfelehrer in Horten und die vielen Förderprogramme für Kinder und Eltern, die Deutsch nicht als Muttersprache beherrschen, habe sich bewährt.
Große Hoffnung setzt Meyer in die neue Ganztagesschule, die bis 2014 in St. Leonhard entstehen soll, und die Pilot-Charakter hat. „Zentraler Punkt ist hier die Zusammenarbeit zwischen dem städtischen Hort, der staatlichen Grundschule und den Kindergärten in der Umgebung.“ Ob das auch wirklich wirkt, wird die Fortschreibung des Bildungsberichts in einigen Jahren zeigen. Michael Reiner
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