Streit ums Gendern: "Fast nur noch Extreme"
Augsburg - Die Mehrheit der Deutschen steht einer Gender-Vorgabe und dem Gendern im alltäglichen Sprachgebrauch ablehnend gegenüber.
Umfrage: Mehrheit lehnt Gendern ab
Das ist das Ergebnis einer repräsentativen deutschlandweiten Umfrage des Augsburger "Instituts für Generationenforschung". Zwischen 15. September und 7. Oktober wurden nach Angaben des Instituts insgesamt 2.398 Menschen im Alter zwischen 16 und 71 Jahren befragt.
Der Leiter des Instituts, Rüdiger Maas, zeigte sich von der Kompromisslosigkeit der "Redensführer:innen" dieser Debatte betroffen.
"Verbale Entgleisungen in den Kommentarfeldern"
Ziel der Umfrage sei es gewesen, auch die "etwas stilleren Vertreter:innen" zu Wort kommen zu lassen, so Maas. Es habe sich jedoch herausgestellt, dass es in Deutschland bei gesellschaftlichen Diskursen keine "Ambiguitätstoleranz" mehr gebe, sondern "fast nur noch Extreme".
Die Befragung habe zu vielen "Anfeindungen" sowie "verbalen Entgleisungen in den Kommentarfeldern" geführt, und zwar sowohl von männlichen als auch weiblichen Teilnehmern, berichtet das Institut.
Die meisten Gender-Befürworter sind Frauen zwischen 27 und 40
Die meisten Befürworter des Genderns sind weiblich und gehören der "Generation Y" (27 bis 40 Jahre) an. Für wichtig halten in dieser Altersgruppe 66 Prozent der Frauen dieses Thema.
In der jüngeren "Generation Z" (16 bis 26 Jahre) sind es 56 Prozent der Frauen, in der Altersgruppe der 41- bis 55-Jährigen 38 Prozent und bei den 56- bis 71-Jährigen ("Generation BB" für "Babyboomer") nur 26 Prozent.
Ältere Männer lehnen Gender-Debatte ab
Die meiste Ablehnung wird der Gender-Debatte von den älteren Männern entgegen gebracht. 72 Prozent in der Altersgruppe der "Generation BB" stimmten der Feststellung "Die Gender-Debatte ist allgemein wichtig" nicht oder "eher nicht" zu.
Am meisten Verständnis dafür bringen die Jungen (16 bis 26 Jahre) auf, aber auch in dieser Altersgruppe hält die Hälfte der Männer die Gender-Debatte für nicht wichtig.
Über alle Altersgruppen hinweg halten 73 Prozent der Männer und 57 Prozent der Frauen "offizielle Gender-Vorgaben" für "falsch". Auch bei den Frauen können sich nur 29 Prozent für solche Sprachvorgaben erwärmen, bei den Männern sind es 17 Prozent.
Gendern im alltäglichen Sprachgebrauch unwichtig?
Ein ähnliches Bild ergab sich bei der Frage nach "Gendern im alltäglichen Sprachgebrauch": 72 Prozent der Männer und 50 Prozent der Frauen bezeichneten dies als "unwichtig" ("wichtig": 39 Prozent der Frauen und 21 Prozent der Männer).
Sollte das Gendern in der Schriftsprache zur Pflicht werden, können sich die meisten noch am ehesten für das Gendersternchen (Lehrer*innen) erwärmen. Am unbeliebtesten wäre der Unterstrich (Lehrer_innen). Auf Platz zwei der Gender-Beliebtheitsliste positionierte sich der Schrägstrich (Lehrer/innen) und auf Platz drei der Doppelpunkt (Lehrer:innen).
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