Streit um Massenentlassung bei Defacto

Schwere Vorwürfe gegen den Telefondienstleister: Nun soll das Arbeitsgericht die Wahl des Betriebsrats klären
von  Abendzeitung
Bei der Callcenter-Firma defacto, hier ein Symbolbild, gibt’s Zoff um einen Betriebsrat.
Bei der Callcenter-Firma defacto, hier ein Symbolbild, gibt’s Zoff um einen Betriebsrat. © dpa

Schwere Vorwürfe gegen den Telefondienstleister: Nun soll das Arbeitsgericht die Wahl des Betriebsrats klären

ERLANGEN/NÜRNBERG Die Vorwürfe der Gewerkschaft wiegen schwer. Weil ein Betriebsrat gegründet werden sollte, hat der Erlanger Telefondienstleister defacto call center GmbH 60 seiner 200 Mitarbeiter entlassen. Jetzt soll die Wahl eines Betriebsrats per Gericht durchgefochten werden. Die Firma weist den Zusammenhang zwischen Kündigungen und der Wahl zurück. Es seien Aufträge weggebrochen, deshalb die Kündigungen.

Das bestreitet jedoch ver.di-Sekretär Ulli Schneeweiß. „Der eine Auftrag ging an eine Firma in Amberg, die zu der Defacto-Unternehmensfamilie gehört. Hier werden Mitarbeiter gesucht. Doch den Erlanger Kollegen wurden keine Angebote gemacht, dort zu arbeiten.“ Für ihn ist klar: Defacto-Chef Gerald Schreiber mag keinen Betriebsrat.

Treffen durch laute Zwischenrufe massiv gestört?

So seien schon früher Versuche gescheitert, bei defacto eine Arbeitnehmervertretung zu gründen. Die Firma hat auch eine Außenstelle in Nürnberg. Aktuell, sagt Schneeweiß, sei die Aufstellungsversammlung von der Geschäftsleitung behindert worden: „Herrn Schreibers Bruder hat das Treffen durch laute Zwischenrufe massiv gestört. Auch die Verteilung von Flugblättern wurde im Betrieb untersagt.“ Die Betriebsratswahl wurde abgebrochen. Nächste Woche entscheidet das Arbeitsgericht über die Einsetzung eines Wahlvorstands.

Kurz nach der gescheiterten Versammlung seien die Massenkündigungen ausgesprochen worden. „Und zwar in den Abteilungen, die sich für einen Betriebsrat stark gemacht haben“, sagt Erkan Dinar, einer der Initiatoren. Die Firma defacto schreibt dazu in einer kurzen Mitteilung, dass „die Behauptungen der Gewerkschaft jeder Grundlage entbehren.“

Verdi bleibt bei seiner Darstellung. Ulli Schneeweiß hofft nun aufs Gericht. „Und dann wird Herr Schreiber sehen, dass man mit einem Betriebsrat auch gut zusammenarbeiten kann!“ M.Reiner

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