Steuerhinterziehung! Der tiefe Fall des Promi-Zahnarzts
Der Spezialist für ästhetische Zahnmedizin schrammte vor dem Nürnberger Landgericht nur haarscharf am Knast vorbei. Dr. Peter S. gestand...
NÜRNBERG Im Internet ist Dr. Peter S. (59) noch immer präsent. Braungebrannt lächelt er dort mit seiner schönen Gattin, einer ehemaligen „Miss Germany“, um die Wette. Doch dieses Bild trügt. Der auf ästhetische Zahnmedizin spezialisierte Arzt, dem betuchte Privatpatienten die Tür einrannten, ist tief gefallen. Am Montag schrammte er vor dem Nürnberger Landgericht nur haarscharf am Knast vorbei.
Wo sind sie geblieben, die schönen Millionen? Im Prozess spielte diese Frage eine eher untergeordnete Rolle. Das Gericht konzentrierte sich vielmehr darauf, ob der smarte Zahn-Experte, der für seine Praxis in der vornehmen Nürnberger Kaiserstraße mit dem Slogan „Für ein Lächeln, das verzaubert“ warb, das Finanzamt ausgetrickst hat. Die Antwort lieferte der inzwischen deutlich ergraute Herr Doktor in Form eines Geständnisses selber.
Seine Esoterik-begeisterte Frau trägt jetzt mit dem Verkauf von Pendeln zum Lebensunterhalt bei
Von seinem außerordentlich vermögenden Vater hatte der Beauty-Zahnarzt zwischen 1998 und 2000 Bargeld und Immobilien im Wert von mehr als sechs Millionen Euro geschenkt bekommen. Für einen Teil des Geldsegens hätte er die Schenkungssteuer, etwa 20 Prozent, an das Finanzamt abführen müssen. Doch Dr. Peter S. steckte das Geld lieber in die eigene Tasche. Die Quittung stellten ihm gestern die Richter aus: zwei Jahre Haft zur Bewährung und rund 10000 Euro Geldstrafe.
„Ich hatte internationale Kundschaft“, erzählte er gestern im Gerichtssaal. Das war in den 80er und 90er Jahren, als er sich quasi wie ein Guru verkaufte. Die neuen Zähne, die er seinen Kunden verpasste, wurden per Computer konstruiert. Damals war das eine Neuheit, die große Beachtung fand. In den Jahren danach klafften Sein und Schein immer weiter auseinander. Dr. S. musste kleinlaut einräumen, dass sein Geschäftsmodell immer weniger abwarf. Im vergangenen Jahr musste er sein Institut in der Fußgängerzone schließen.
Mittlerweile lebt er mit seiner Frau und den beiden Kindern in Oberbayern. Er hält sich nur mit Mühe über Wasser, ist hochverschuldet, wie er zugeben musste. Und er hat nur noch ein paar Hundert Euro Einnahmen im Monat. Hin und wieder stellt ihm ein Zahnarzt die Praxis für Patienten zur Verfügung, die er früher schon behandelt hat. Das bringt wenigstens ein bisschen Geld in die flaue Kasse. Und manchmal steuert auch seine attraktive Frau etwas bei. Sie verkauft an esoterisch angehauchte Kunden zum Beispiel Pendel, um übernatürliche Kräfte wirken zu lassen. Die hätte wohl auch ihr Mann nötig, um sich wieder aus dem Sumpf zu ziehen...
Helmut Reister
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