Steuer-Chaos im Hotel
Die Neuregelung nervt die Betreiber – viele Geschäftsreisende sparen sich jetzt das Frühstück
NÜRNBERG Alle Jahre wieder herrscht zur Spielwarenmesse ein Riesen-Andrang. Doch heuer ist der Trubel in den ausgebuchten Hotels in und um Nürnberg besonders groß. Der Grund sind die im Wachstumsbeschleunigungsgesetz enthaltenen Steuersenkungen für Übernachtungen.
Seit Jahresbeginn müssen die Hoteliers Übernachtungen – mit 7 statt bisher 19 Prozent Mehrwertsteuer – und Frühstück getrennt ausweisen. In der Praxis heißt das: Die Rechnungen werden länger, das Ausstellen wird komplizierter. Hinzu kommt, dass viele Gäste Sonderwünsche haben. „Wir stellen abends die Rechnungen aus und früh kommen die Gäste und reklamieren“, berichtet eine Angestellte.
Bereits im Vorfeld der Spielwarenmesse ärgerten sich die Hoteliers mit der Umstellung. „Schon im Januar mussten wir unsere Rechnungs- und Softwaresysteme ändern“, so Sabine Powels, Direktorin vom Hotel Victoria in Nürnberg.
Die meisten Nürnberger Hotels senken ihre Preise nicht
Einige Geschäftsreisende verzichten sogar ganz aufs Frühstück im Hotel, da ihre Arbeitgeber nur die reinen Übernachtungskosten steuerfrei erstatten. Ihr Morgenmahl müssen viele daher nun aus der eigenen Tasche zahlen. Die bisher gängigen Arrangements aus Übernachtung inklusive Frühstück sind Vergangenheit. Deshalb lässt im Arvena Messe Hotel etwa jeder Zehnte das Frühstück weg. Die Hotels Mercure, Ibis und das Congress Hotel versuchen mit einem neuen Business-Paket – Frühstück plus W-LAN-Nutzung – ihre Gäste ans Buffet zu locken.
Trotz der Steuersenkung wird der Hotelbesuch nicht günstiger – vor allem für Messebesucher. Preisaufschläge um 30 Prozent sind keine Seltenheit. So kann zum Beispiel eine Nacht im Einzelzimmer statt 119 derzeit 175 Euro kosten. Nur in Einzelfällen geben die Nürnberger Hoteliers die Steuersenkungen direkt an ihre Kunden weiter, was jeder zweite Gast laut einer Umfrage von hotel.de erwarten würde. Auch Unternehmen wollen die Ersparnis weitergereicht bekommen und drohen andernfalls zur Konkurrenz zu gehen. Doch die meisten Hotels in Nürnberg senken ihre Preise nicht. Sie versprechen stattdessen bessere Qualität durch Investitionen in Personal und Häuser.
Viele der Nürnberger Hoteliers vermissen konkrete Bestimmungen, Steuer- und Rechtsklarheit. Aber öffentlich will die Mehrheit nicht jammern. Schließlich profitiert sie von der Regelung. Nur ein Hoteldirektor, der nicht genannt werden will, räumt ein: „Ehrlich gesagt wären wir froh, wenn es die Steuersenkung gar nicht gegeben hätte. Das hätte uns viel Arbeit erspart.“ scs
- Themen: