Steigerwald: Seine Buchen sind einmalig
Seit Jahren tobt ein unversöhnlicher Streit um Pläne für einen Nationalpark
EBRACH Nur wenige Straßen kreuzen den dichten Forst, und selbst Wanderer finden in den ausgedehnten Wäldern des nördlichen Steigerwaldes kaum Pfade. Was dem Stadtmenschen Respekt und Ehrfurcht einflößt, ist für den Naturschützer ein seltener Glücksfall. Denn die Abgeschiedenheit zwischen Main und dem Tal der Rauen Ebrach im Süden birgt eine seltene Kostbarkeit: eine in dieser Form europaweit einzigartige Laubwaldmischung mit bis zu 350 Jahre alten Buchen.
Fachleute sprechen bereits vom „Regenwald des Nordens“, den es zu schützen gilt. Doch nicht alle sind begeistert, dass der Steigerwald als Nationalpark geschützt wird. Seit Jahren liefern sich Naturschützer und Waldbesitzer einen erbitterten Streit.
Ihre Existenz verdankt die seltene Waldlandschaft einer Laune der Geschichte. Denn während in weiten Teilen Frankens die einstigen Buchen-Urwälder dem Hunger nach Acker- und Siedlungsfläche weichen mussten, verzichteten die Äbte des Zisterzienserklosters Ebrach bewusst auf Waldrodungen. Später gab es zwar immer wieder mal Versuche, den alten Buchenbestand durch schnellwüchsige Nadelholzwälder zu ersetzen. Zunächst verhinderten laubwaldfreundliche Forstleute größere Einschläge. Später erwies sich der Anbau von Nadelholz wegen Schneebruchs, Sturmschäden oder dem Borkenkäferbefall als unrentabel.
Erst in den 1970er Jahren wuchs die Sensibilität für den Wert der Buchenbestände. Schließlich wurden im Jahr 1973 weite Teile des Steigerwalds zum Naturpark erklärt. Denn: Heute finde man ausgedehnte Buchenwälder – von wenigen Ausnahmen in einigen Nationalparks abgesehen – nur noch im Steigerwald. Er ist die Heimat von vielen Tieren, und in einem der Naturwaldreservate wurden außerdem mehr als 400 Pilzarten gefunden.
Klaus Tscharnke
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