Stagnation in Bayern: So bewertet die Wirtschaft ihre Lage in Trump-Zeiten
München - Der Machtwechsel in Berlin hat in der bayerischen Wirtschaft noch keine messbaren Spuren hinterlassen. "Bayern und Deutschland stecken im wirtschaftlichen Stillstand fest", sagte der Präsident der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) Wolfram Hatz bei der Vorstellung des Frühjahrs-Index am Dienstag in München.
Wenn die neue Bundesregierung jetzt "zügig und entschlossen" handele und die herrschende Unsicherheit beseitigt werde, könne aus der "durchaus vernehmbaren" Aufbruchstimmung ein echter Aufschwung werden. Doch derzeit sind in der bayerischen Wirtschaft nach der vbw-Frühjahrsumfrage noch keine Anzeichen dafür vorhanden.
"Die wirtschaftliche Stagnation wird sich fortsetzen"
Die Lage- und Prognoseindizes für Wachstum verbesserten sich zwar leicht um jeweils drei Punkte, der Index Beschäftigung sank jedoch um vier Punkte, während der Prognoseindex Beschäftigung auf gleichem Niveau verharrte. Alle Teilindizes blieben mit 71 bis 87 Punkten klar unter dem "Normalniveau" von 100, so Hatz. "Die wirtschaftliche Stagnation wird sich fortsetzen", folgerte er. 2024 war die bayerische Wirtschaft deutlich in die Rezession gerutscht. Das Bruttoinlandsprodukt fiel stärker als im Bundesschnitt, was mit dem hohen Anteil der Industrie im Freistaat erklärt wird.

Deren Wertschöpfung sank 2024 um 5,5 und die der Bauwirtschaft um 2,9 Prozent. In den ersten beiden Monaten 2025 habe sich wenig geändert, so Hatz. Die Produktion von Bauwirtschaft und Industrie in Bayern habe erneut um fünf Prozent unter Vorjahresniveau gelegen: "Wir erwarten für die bayerische Wirtschaft bestenfalls ein Stagnationsjahr."
"Ein oder mehrere Feiertage streichen"
Der vbw-Chef spendete dem neuen Kanzler und seiner Regierung "alle möglichen Vorschusslorbeeren", wenn sie die aus Sicht der Wirtschaft dringlichsten hausgemachten Probleme zügig angehen. "Am allermeisten drückt uns die Bürokratie", sagte Hatz. Außerdem müssten Energie- und Arbeitskosten sowie Steuern und Abgaben rasch gesenkt werden. Auch die Flexibilisierung der Arbeitszeit müsse schnell umgesetzt werden. "Wir haben keine Zeit zu verlieren", so Hatz. Manches müsse aber auch unterbleiben wie die Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Euro. Außerdem müsse in Deutschland allgemein mehr gearbeitet werden. In diesem Zusammenhang unterstützt die vbw den Vorschlag, "ein oder mehrere Feiertage" in der Bundesrepublik zu streichen.
In der Auseinandersetzung mit der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump unterstützt Bayerns Wirtschaft die Linie der EU-Kommission, zunächst eine Lösung auf dem Verhandlungsweg zu finden.

Ziel sollte die gegenseitige Aufhebung aller Zölle sein, flankiert vom Angebot, mehr Flüssiggas aus den USA zu importieren, skizzierte Hatz den Plan. Gleichzeitig müsse die EU aber auch ein "realistisches Drohpotential" aufbauen. Falls die Verhandlungen scheiterten, sollte die EU über eine Digitalsteuer nachdenken, die US-Tech-Unternehmen spürbar treffen würde, so Hatz.

Weil Trump mit seiner Politik die gesamte Weltwirtschaft belaste, definiert die Wirtschaft nach den Worten des vbw-Präsidenten die Zielländer des "De-Risking" neu. Lange Zeit habe man angenommen, dass eine Verteilung der Risiken vor allem wegen China wichtig wäre, nun gelte "De-Risiking" zunehmend mit Blick auf die USA. "Mit China", so Hatz, "läuft es derzeit weitgehend gut."