Stadt steckt Hartz-Familie in dieses Schimmel-Loch!
In einem 15 Quadratmeter-Loch in der Südstadt hat das Nürnberger Sozialamt ein Ehepaar untergebracht - und zahlt an den Münchner Vermieter horrende Summen: 526 Euro pro Monat!
NÜRNBERG Außen hui, innen mehr als pfui! So lässt sich der Zustand des Jugendstilhauses in der Nürnberger Südstadt beschreiben. In dem Gemäuer leben mehr als drei Dutzend Menschen, die völlig mittellos sind, ihre Wohnung verloren haben, von einem Job träumen – und auf der untersten Hartz-IV-Ebene leben müssen. Für die Stadt ist die Finanzierung der Lebenskosten dieser Menschen ein teures Unterfangen. Für den Besitzer des Hauses jedoch ist es ein blendendes Geschäft.
Patrick K. (35) und seine Frau Heidi (37), die in die Drogen-Szene abglitten, eine Therapie erfolgreich bewältigten, sich ineinander verliebten und heirateten, wollten eigentlich gemeinsam ein neues Leben beginnen. Stattdessen landeten sie vor ziemlich genau einem Jahr in der privat betriebenen „Pension“ in der Südstadt. Jetzt sind sie weiter von einem normalen Leben entfernt als je zuvor. Das Sozialamt hat das Ehepaar dort untergebracht – und zahlt. Die Rechnung, mit der die Hausbesitzer aus München ihre Taschen füllen, ist ganz einfach. Sie erhalten für jeden Bewohner den Regelsatz von 263 Euro Miete aus Steuermitteln, also 526 Euro für Patrick und Heidi K. Die Gegenleistung aber ist ein Skandal.
Die "Wohnung": ein Loch - schimmlig und versifft
Das Ehepaar lebt in einem Loch im Hinterhaus, das nicht einmal 15 Quadratmeter groß ist. In der Decke klaffen Löcher, die mit Mörtel und Pappe nur notdürftig abgedichtet sind. Weil es wochenlang hereingeregnet hat, ist der Schimmel überall. „Die befallenen Flächen werden im Auftrag des Hausbesitzers bestenfalls mit Farbe überstrichen. Dann dauert es nicht lange, bis der Schimmel wieder durchschlägt“, schildert Patrick K. die unwürdigen Lebensumstände.
Von den versifften Lampen, zerbrochenen Scheiben und dem durchlöcherten Fußbodenbelag will er erst gar nicht reden. Bevor er und seine Frau hier einziehen mussten, wohnten gleich drei Männer in dem Raum. Das brachte dem Vermieter knapp 800 Euro monatlich ein.
Am anderen Ende eines kleinen Flurs befindet sich eine Gemeinschaftsküche für das Ehepaar und etliche andere Mitbewohner. Sie ist unbenutzbar. Der Herd macht äußerlich einen schäbigen Eindruck. „Das wäre vielleicht noch egal, aber er funktioniert ja nicht“, sagt Patrick K. und deutet auf die Spüle in der anderen Ecke. Im Unterbau fehlt eine Türe, Regalbretter sind herausgeschlagen. Die Armaturen sind defekt, der Wasserhahn kann nur mit einer Zange geöffnet werden. Das Einzige, was in dem trostlosen Raum funktioniert, ist eine Waschmaschine. Die allerdings setzt sich nur in Betrieb, wenn ein Automat mit Geld bedient wird.
Noch schlimmer sieht es im daneben liegenden Badezimmer aus, das ebenfalls von allen benutzt wird. Auch hier schwarzer Schimmel an der Decke. Die uralte Kloschüssel und die Duschkabine sind in einem erbärmlichen Zustand. Ein einziger Bakterienherd. Auch im Vorderhaus und in den Stockwerken darüber sieht es nicht besser aus. Patrick K. übt sich in Sarkasmus: „Wir müssen eigentlich ganz zufrieden sein. Es gibt Unterkünfte in der Stadt, die sind noch schlimmer.“ Helmut Reister
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