Sprung aus dem Gefängnis

Am 25. Februar beginnt in Nürnberg die „Tanzplattform Deutschland 2010“. Zum Familientreffen der Szene reisen elf Produktionen an.
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Im Wald der wandelnden Fabelwesen: In „Liebe Tod Teufel - das Stück“ der Ben J. Riepe Kompagnie wird laut Programmheft „nicht getanzt, sondern verhandelt“.
Festival Underdox Im Wald der wandelnden Fabelwesen: In „Liebe Tod Teufel - das Stück“ der Ben J. Riepe Kompagnie wird laut Programmheft „nicht getanzt, sondern verhandelt“.

NÜRNBERG - Am 25. Februar beginnt in Nürnberg die „Tanzplattform Deutschland 2010“. Zum Familientreffen der Szene reisen elf Produktionen an.

An Nürnbergs Kulturszene im Ausnahmezustand darf man sich gewöhnen: Zwischen Panoptikum und Filmfestival Türkei/Deutschland spreizt sich außerplanmäßig die „Tanzplattform Deutschland 2010". Vom 25.-28. Februar pendeln 500 angereiste Fachleute und Tanz-Touristen zwischen Tafelhalle und Theater Mummpitz, Kongresshalle und Künstlerhaus, Theater Pfütze und Neuem Museum, um sich beim Familientreffen der deutschen Szene einen Überblick zu verschaffen. Zaungäste sind erlaubt; Karten gibt es nur noch wenige.

Elf Produktionen von 16 Choreographen haben die Veranstalter um Tafelhallen-Chef Michael Bader eingeladen. Auffällig viele davon sind Ein- oder Zwei-Personen-Stücke. Kein Krisen-Symptom, wie Bader meint: „Viele Künstler beschäftigen sich mit sich als Künstler in dieser Welt, projizieren ihre Innen- und Außensicht auf sich und andere. Aber das Format liegt auch an den schwierigen Produktionsmöglichkeiten für feste Ensembles." VA Wölfl klotzt mit 14 Tänzern, die Kompagnie des einstigen Pina-Bausch-Tänzers Ben J. Riepe und Gintersdorfer/Klaßen reisen mit je sechs Tänzern an.

Aber was sagen schon Zahlen? Mit Goyo Monteros Ballett-Truppe oder den durchreisenden Weltklasse-Kompagnien in Fürth haben die Choreographen bei der „Tanzplattform“ ohnehin wenig zu tun. „Der zeitgenössische Tanz ist kein eigenes Genre, sondern sucht andere Sichten auf den Tanz", sagt Bader. „Das ist ähnlich wie in der zeitgenössischen Kunst, dem Performance-Theater: Da sind Menschen, die ganz stark forschen, nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten suchen und dabei in die Grenzsprengung gehen müssen."

Also wird auf der Bühne geredet und mit dem Publikum diskutiert, spielen Video und Klang-Collagen eine Rolle, wird nach körperlichen und kulturellen Unterschieden geforscht, arbeiten sich die Choreographen an Vorbildern ab. Ob das auf der Bühne so kopflastig wirkt, wie es klingt, oder ob die Bewegungsabläufe auch theorieunabhängig Funken schlagen, lässt sich nur im Einzelfall überprüfen.

Bei der Frage, ob die regionale Szene vom Festival profitiert, wird man sich damit noch gedulden müssen. Zwar sind unterm Fachpublikum auch Choreographen der Metropolregion. Doch zunächst muss das vergangene Bewegungs-Großereignis Früchte tragen, wie Bader meint: „,Tanzen 08’ hat etwas in Bewegung gesetzt, das wird sich noch einlösen.“ Dann wäre die „Tanzplattform“ womöglich nur ein Blick in eine goldene Zukunft. Georg Kasch

Karten gibt es noch für: Ludicas „The Corner“ (25./26.2., Tafelhalle), Fabien Priovilles „Jailbreak Mind“ (25./26.2., Kongresshalle), „Liebe Tod Teufel“ der Ben J. Riepe Kompagnie (27./28.2, Kongresshalle), Martin Nachbars „Urheben Aufheben“ (27./28.2., Theater Pfütze), Tel. 0911 / 2314000

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