Spritztour ohne Führerschein: Tragisches Ende einer Fete

Sie wollten nachts zum Baden, doch keiner hatte einen Führerschein: Vier Jugendliche verletzten sich bei einem Autounfall in der Nähe von Oberaudorf schwer. Es war nur einer von zahlreichen Unfällen auf Bayerns Straßen mit mindestens drei Toten.
von  Abendzeitung

NIEDERAUDORF/ROSENHEIM - Sie wollten nachts zum Baden, doch keiner hatte einen Führerschein: Vier Jugendliche verletzten sich bei einem Autounfall in der Nähe von Oberaudorf schwer. Es war nur einer von zahlreichen Unfällen auf Bayerns Straßen mit mindestens drei Toten.

Sie wollten Spaß haben. Zusammen feiern. Und anschließend noch nachts zum See: Sechs Burschen quetschten sich in der Nacht zum Samstag in Oberaudorf im Landkreis Rosenheim in einen kleinen Toyota Starlet. Der 17-Jährige am Steuer besaß zwar schon ein eigenes Auto – den Führerschein hatte er aber noch nicht. Und Alkohol hatte er auch getrunken.

Auf der kleinen Straße zum See gibt es eine Kurve, von der alle im Dorf wissen, dass man sie nicht zu schnell nehmen darf. Hier kam Georg mit dem Toyota, in dem er mit seinen fünf Freunden saß, vom Weg ab, der Wagen raste gegen einen Baum. Er selbst überstand den Unfall nahezu unverletzt. Vier seiner Freunde mussten mit Rettungshubschraubern und Krankenwagen in Kliniken eingeliefert werden. Georgs Freund Hannes (18) schwebt in Lebensgefahr. Auch Matthias (17) ist sehr schwer verletzt.

Die sechs Jugendlichen im Alter von 15 bis 18 Jahren gehörten alle zu einer größeren Dorfclique. Am Abend vorher hatten sie bei einem von ihnen gefeiert: Sebastians Eltern waren verreist, der 17-Jährige hatte sturmfreie Bude. „Es war ein bisschen wie im Bierzelt. Wir saßen alle zusammen, es gab nur Bier. Es ist nicht so, dass wir uns mit Alkohol abgeschossen haben“, erzählt einer, der dabei war. Irgendwann habe sich der Zimmererlehrling Georg abgesetzt. Ein Freund erzählt, dass er mit dem Führerschein schon fast fertig war, im Februar wird er 18. Ein eigenes Auto – ohne Zulassung – hatte er schon.

Fünf Partygäste quetschten sich zu ihm ins Auto. Im Kofferraum hatte Georg eine riesige Lautsprecherbox eingebaut. „Irgendwann sprach sich das Gerücht herum, dass die einen Unfall gehabt haben. Ich dachte erst, das Auto hat vielleicht eine Beule“, berichtet eine Freundin (16). Dann hörte sie die Sirenen der Rettungskräfte. Es wurden immer mehr. Ein paar Partygäste machten sich auf den Weg zum Unfallort. Dort bot sich den Jugendlichen ein Bild des Schreckens: überall Blut, das Auto völlig zerstört. Zwei Burschen hatte es bei dem Aufprall aus dem Wagen geschleudert, zwei waren in dem Wrack eingeklemmt. Ein Großaufgebot an Rettungskräften war im Einsatz. Die Jugendlichen riefen mit ihren Handys die Eltern der Verunglücktenan.

Seit dem Unfall steht Oberaudorf (4700 Einwohner) unter Schock. Ein Mädchen: „Es ist nichts mehr wie vorher.“

In Bayern kam es am Wochenende noch zu mehreren schweren Unfällen. Auf der A92 bei Moosburg überschlug sich ein 23-Jähriger mit seinem Wagen – er war sofort tot. Zwei Tote forderte ein Unfall bei Kulmbach. Eine Fahranfängerin hatte ein Motorrad übersehen – Fahrer und Beifahrerin starben. Acht Menschen wurden bei Schamhaupten (Kreis Eichstätt) verletzt, als ein 40-Jähriger mit seinem Kleinbus ein entgegenkommendes Auto rammte.

Auf der B 12 bei Biessenhofen (Kreis Ostallgäu) wurden sieben Menschen verletzt, einige von ihnen schwer. Ein 29-Jähriger war bei einem Ausweichmanöver mit seinem Wagen in den Gegenverkehr gefahren. Bei Piding (Kreis Berchtesgadener Land) wurden zwei Menschen schwer verletzt, als ein Auto auf die Gegenfahrbahn geriet.

N. Job

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