Sorge um Bayerns Bergwald
Der Bund Naturschutz fürchtet um insgesamt 7000 Hektar, die akut bedroht sind. Schuld daran sei eine Gesetzesänderung, heißt es.
München - Der Bund Naturschutz (BN) warnt vor einem Waldsterben in den bayerischen Bergen. Schuld daran sind nicht etwa Borkenkäfer oder Klimawandel, sondern: die „Bundeswaldgesetzänderung“ aus dem Jahr 2010. Sie hat den Angaben nach dazu geführt, dass rund 7000 Hektar schützenswerter Bergwald zu Almweiden erklärt wurden. Seitdem gilt nämlich: Alle Flächen, die weniger als 40 Prozent Baumbestand haben, sind amtlich nicht mehr als Wald anzusehen.
Was nach einem reinen Bürokratie-Akt klingt, hat laut den Naturschützern „verheerende Folgen“. BN-Chef Hubert Weiger sagt: „Wir sehen leider unsere schlimmsten Befürchtungen durch etliche Rodungen auf betroffenen Almen bestätigt.“ Auch die Pflicht, wieder aufzuforsten, entfällt durch die Umdeklarierung – so werden die Wälder nach und nach lichter. „Es kann nicht sein, dass der Schutz des Bergwalds entscheidend reduziert wird“, sagt Weiger.
Allein in den Staatswäldern des Estergebirges im Kreis Garmisch-Patenkirchen betrifft das Problem nach BN-Angaben rund 15 Prozent der Fläche. Gravierende Auswirkungen habe das alles auch auf den Hochwasserschutz: Ein Wald nehme zehnmal soviel Wasser auf wie eine Weide.
Was die Naturschützer besonders ärgert: Ihnen fehlen Daten zur Lage und Größe der umgewidmeten Stellen. Der BN wirft der Staatsregierung vor, Informationen über die Auswirkungen des Gesetzes absichtlich unter Verschluss zu halten. Und auch in der jährlichen Bilanz, die das Forstministerium herausgibt, würde der Schwund des Bergwalds verheimlicht. Weiger kündigt an: „Wir werden auf die Herausgabe der Daten klagen, wenn sie uns weiter verweigert werden.“
Die Naturschützer fordern zudem eine Korrektur des Bundesgesetzes. Nach der Bundestagswahl wollen sie eine entsprechende Petition einreichen. Dass es vor drei Jahren überhaupt zu der umstrittenen Gesetzesänderung kam, war laut BN die Folge einer Initiative von Bayerns Staatsregierung: Es sei darum gegangen, „eine vermeintlich gefährdete Förderung der Almwirtschaft zu sichern“.
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