Sohn rettet Mutter vor Stiefvater

Ohne den 16-Jährigen wäre sie vermutlich tot. Seit Donnerstag steht der Ehemann vor Gericht
Marlina Pfefferer |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
...und sein Opfer Natalia S.
bayernpress.com ...und sein Opfer Natalia S.

NÜRNBERG Am 15. Mai 2010 erlebten Natalia S.* (35) und ihr Sohn Vitali (16) die schlimmsten Stunden ihres Lebens: Während in der Nürnberger Innenstadt ein fröhliches Treiben beim Kultur-Festival Blaue Nacht herrschte, drehte Familienvater Juri S. (34) in der gemeinsamen Südstadt-Wohnung völlig durch. Er soll seine Frau fast umgebracht haben! Dass Natalia S. noch lebt, verdankt sie vermutlich nur ihrem Sohn. Gegen ihren Mann wollte sie am Donnerstag vor Gericht aber trotz der schlimmen Ereignisse nicht aussagen...

Laut Anklage lag Natalia S. damals schon im Bett, als ihr Gatte sie plötzlich aufweckte und einen Streit vom Zaun brach. Er unterstellte ihr, im Internet nach neuen Partnern zu suchen. Natalia S. wollte auf diese grundlose Unterstellung, mit der Juri S. sie bereits seit Tagen nervte, nicht eingehen und erwiderte: „Ja, ich suche.“ Eine nicht ernst gemeinte Antwort, die Juri S. aber komplett ausflippen ließ: „Du wirst nicht mehr leben“, schrie er und begann, sie mit Fäusten und Füßen durch die Wohnung zu prügeln – dabei flog sie so heftig gegen eine Tür, dass diese sogar aus der Verankerung gerissen wurde! Sohn Vitali, der sich in einem Nebenzimmer befand, hörte seine Mutter um ihr Leben schreien und stürzte ihr zur Hilfe.

Bei der Polizei-Aussage klang alles ganz anders

Verzweifelt versuchte er, seinen Stiefvater aufzuhalten – was ihm sogar mehrmals gelang. Juri S. aber ließ trotzdem nicht ab, stattdessen drohte er Vitali: „Bald hast du keine Mutter mehr“ – und begann sie zu würgen! Vitali zweifelte nicht daran, dass der Stiefvater seine Drohung wahrmachen würde. Er alarmierte die Polizei und versuchte weiter, Juri S. von der Mutter wegzuzerren. Einen solchen rettenden Moment konnte Natalia S. schließlich nutzen, um aus der Wohnung zu fliehen.

In dieser Härte schilderten die Beteiligten damals der Polizei den Gewaltexzess. Sogar Juri S. gestand, dass er nahe dran war, seine Frau zu töten. Vor Gericht aber klang auf einmal alles ganz anders: Der Sohn konnte sich nur mehr erinnern, dass seine Mutter ein wenig geschüttelt wurde, Juri S. wies jede Tötungsabsicht von sich, denn als moralischer Mensch, der er ja sei, würde er so etwas nie tun. Und Natalia S.? Sie sagte nicht aus, sondern schwieg. Richter Caspar ließ indes keinen Zweifel daran, dass er die neuen Aussagen zu Gunsten Juri S.’ für wenig glaubwürdig hielt.

Der Prozess geht weiter.

*Alle Namen geändert.

 

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.