Söder trifft den Ex-Spiegel-Boss
Medientalk in Nürnberg: Der CSU-Minister interviewt Star-Journalist und RAF-Experte Stefan Aust
NÜRNBERG Was für eine ungewöhnliche Paarung! CSU-Minister Markus Söder (43) interviewte Ex-Spiegel-Chef Stefan Aust (63): In seiner Eigenschaft als Vorsitzender der CSU-Medienkommission lud Söder den Star-Journalisten, der das Hamburger Polit-Magazin von 1994 bis 2008 leitete, ins B-Quadrat hoch über dem Wöhrder See.
Aust, der gerade den Nachrichtensender N24 übernommen hat, bekannte denn auch gleich zu Beginn: „Dieses Treffen hätte sich vor 20 Jahren auch keiner vorstellen können.“ Dabei sieht sich der Mann, der für die St.-Pauli-Nachrichten schrieb und seine Reporter-Karriere bei der umstrittenen Zeitschrift „Konkret“ begann, gar nicht als Linker: „Wir wollten beim Spiegel vor allem kritisch sein.“ Dies habe ihm etwa Gerhard Schröder nach dessen Wahlsieg übel genommen. „Er hat gedacht, dass wir jetzt für Rot-Grün schreiben. Das haben wir aber nicht gemacht.“
Spektakulär verlief Austs Einstieg in den Journalismus. So erzählte er, wie er als Studienabbrecher bei „Konkret“ Ulrike Meinhof als Kollegin kennenlernte – und deren Radikalisierung sowie die Gründung der Terrorvereinigung RAF aus nächster Nähe mitbekam. Andreas Baader habe ihn gar ermorden wollen. „Der stand schon bei mir vor der Tür.“
Privat gilt Austs Leidenschaft den Pferden: „Ich habe eine Zucht mit 40 Tieren“, erzählte er. Zum Abschied gab’s von Söder einen iPod mit einem Mitschnitt des 90-minütigen Talks. „Damit Sie sich immer wieder anhören können, wie gut Sie bei der CSU angekommen sind.“ Andreas Hock
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