Söder besorgt: So trifft uns der Klimawandel in Franken
AZ-Serie: Auch der Umweltminister sieht Stürme, Dürren und Wasserknappheit auf uns zukommen. Bayern reagiert.
NÜRNBERG Der Klimawandel und seine Folgen beschäftigen auch Bayerns Umweltminister Markus Söder. Der Nürnberger (42) beschreibt, wie sich bereits jetzt die Natur verändert – und wie die Regierung diesem Wandel entgegentritt.
Minister Söder über:
Das Wetter: „Der globale Klimawandel macht nicht an Ländergrenzen halt! Die Folgen sind auch bei uns in Bayern zu spüren: Um ein Grad Celsius ist die Temperatur bereits gestiegen – im Winter stärker als im Sommer. Extremereignisse wie Stürme, Dürreperioden oder Starkregen haben an Häufigkeit und Ausmaß zugenommen.“
Die Wassersituation: „Prognosen für die Wassersituation zeigen: In Franken kommen ab 2021 bis 2050 trockenere Sommer und niederschlagsreichere Winter auf uns zu! In höheren Mittelgebirgslagen nimmt die Zahl der Tage mit geschlossener Schneedecke weiter ab.“ Die gravierendsten Auswirkungen erwartet Söder im Wassersektor. „Neben dem Alpengebiet ist vor allem Franken betroffen. Hier wird es bis 2050 im Winter bis zu 20 Prozent mehr Niederschläge geben – zugleich muss das wasserarme Franken mit häufigeren Trockenzeiten rechnen. Das mag Weinliebhaber freuen, denn so verbessern sich die Anbaubedingungen für Rotwein.“ Ohne Gegensteuern könne es aber zu regionalen Engpässen bei der Versorgung kommen – „sowohl mit Trinkwasser als auch mit Brauchwasser für Gewerbe und Industrie“. Auch landwirtschaftliche Flächen müssten bewässert werden. „Der Norden Bayerns wird daher noch mehr auf einen gut funktionierenden regionalen und überregionalen Wasserausgleich angewiesen sein. Gäbe es im Fränkischen Seenland die Überleitung von Wasser aus dem Altmühl- und Donautal in das Regnitz-Main-Gebiet und die Fernwasserversorgung Franken noch nicht – spätestens jetzt müssten wir sie erfinden.“
1,2 Millionen Euro für Forschungen zu Gesundheits-Folgen
Die Natur: „Die Fichte, ein Baum für kühlere Lagen, wird der Klima-Verlierer sein. Laubwälder werden 2030 das Bild prägen. Tiere und Pflanzen müssen sich neue Lebensräume erschließen, deshalb bauen wir Hecken oder Uferstreifen aus.“ Grünbrücken über Autobahnen sollen Wanderungen der Tiere zwischen den Lebensräumen ermöglichen.
Die Gesundheitsbelastung: Heiße Sommer belasten auch die Menschen: Herz-Kreislauf-Erkrankungen können zunehmen, das Hautkrebsrisiko steigt, zugewanderte Pflanzen können für Allergiker zur Belastung werden. „Mit dem Aktionsprogramm „Ambrosiabekämpfung in Bayern“ dämmern wir eine der am stärksten allergenen Pflanzen ein. Mit dem Deutschen Wetterdienst haben wir ein Hitzewarnsystem eingerichtet. Zudem investiert das Bayerische Gesundheitsministerium 1,2 Millionen Euro in Forschungen zu gesundheitlichen Folgen des Klimawandels.“
Die Gegenmaßnahmen: „Als erstes Land hat der Freistaat das „Klimaprogramm Bayern 2020“ auf den Weg gebracht. Bis 2011 werden 750 Millionen Euro in den Klimaschutz investiert.“ So sollten die jährlich energiebedingten CO2-Emissionen auf unter sechs Tonnen je Einwohner und Jahr gesenkt werden. „Zur Anpassung aller klimasensiblen Bereiche Bayerns investiert die Staatsregierung 85 Millionen Euro. Über 42 Millionen Euro gehen in die bayerische Klimaforschung – auch zur Erfassung der Klimafolgen in Wald- und Grünland des Fichtelgebirges und des Frankenwaldes.“
Söder will "ausgewogenen Energie-Mix" - inklusive Kernernergie
Die Energieversorgung: „Eine Klima- und Energiepolitik muss Umwelt- und Klimaschutz, eine sichere Energieversorgung, sowie eine gesunde wirtschaftliche Entwicklung zum Ziel haben. Wir wollen die Abhängigkeiten von fossilen Energieträgern reduzieren. Zudem setzen wir uns in Bayern für einen ausgewogenen Energie-Mix ein.“ Dazu gehört für den Minister auch die Kernenergie „als Brückentechnologie“. „Wir brauchen mehr Zeit zur Entwicklung erneuerbarer Energien. Ziel ist, bei der Nutzung erneuerbarer Energien führend zu bleiben und ihren Beitrag bis 2020 zu verdoppeln. Bei der Stromerzeugung sollen die erneuerbaren Energien einen Anteil von 30 Prozent erreichen.“
Das Engagement jedes Einzelnen: „Der Klimawandel ist in Bayern Realität, die wesentlichen Auswirkungen stehen uns aber erst noch bevor. Wichtig ist die Vorbeugung, dazu braucht es das Engagement der Bürger. Bis 17. Juli läuft die Bayerische Klimawoche – jeder kann einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.“
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