So trifft es die Kliniken
Ab 26. Januar treten die Mediziner an kommunalen Krankenhäusern in den Ausstand. Sie fordern sechs Prozent mehr Gehalt.
MÜNCHEN - Es ist ein neuer Schlag für das ohnehin gebeutelte Städtische Klinikum München: Ab 26. Januar wollen die im Marburger Bund organisierten Klinikärzte in Streik treten. Sie verlangen mehr Geld und Verbesserungen bei Bereitschaftsdiensten. Die bundesweiten Tarifverhandlungen zwischen der Ärztegewerkschaft und der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeber (VKA) waren Anfang Dezember gescheitert.
Worum geht es bei den Verhandlungen genau?
Der Marburger Bund fordert sechs Prozent mehr Gehalt und eine bessere Bezahlung der Bereitschaftsdienste sowie eine Reduzierung dieser Dienste auf maximal vier pro Arzt und Monat.
Was bieten die Arbeitgeber?
Eine Erhöhung im Rahmen der Krankenhaus-Budgetsteigerung von 1,48 Prozent für 16 Monate. Plus eine Einmalzahlung von 250 Euro. Laut Marburger Bund sei das „ein schlechter Witz”.
Welche Kliniken sind in München betroffen?
Das Städtische Klinikum betreibt die Krankenhäuser Bogenhausen, Harlaching, Neuperlach, Schwabing und Thalkirchner Straße.
Wie viele Ärzte werden in Ausstand treten?
Es wird damit gerechnet, dass sich zwei Drittel der rund 1200 Münchner Ärzte in den städtischen Kliniken beteiligen. Bayernweit werden 8000 Ärzte an 250 Kliniken streiken.
Wie wird sichergestellt, dass es keine Probleme mit medizinischen Notfällen gibt?
Wie beim letzten Streik im Mai 2010 werden die Klinikleitungen und der Marburger Bund wieder die Sicherstellung einer Notfallversorgung vereinbaren. Kinder- und Intensiv-Stationen werden grundsätzlich nicht bestreikt.
Wie groß ist die Zustimmung für den Streik bei den betroffenen Ärzten?
In einer einmonatigen Urabstimmung haben sich bundesweit exakt 92,7 Prozent der Abstimmenden für Arbeitskampf-Maßnahmen ausgesprochen. „Wir müssen von einer hohen Beteiligung ausgehen”, hieß es am Dienstag beim Marburger Bund Bayern. Und davon, dass die streikenden Ärzte die Öffentlichkeit mit viel Kreativität auf ihre Forderung aufmerksam machen würden.
Welche Rolle spielen die Bereitschaftsdienste bei der aktuellen Tarif-Auseinandersetzung?
Eine sehr große. Die Arbeitgeber haben sie bei ihrem letzten Angebot gar nicht berücksichtigt. Dabei leisten laut Marburger Bund mehr als die Hälfte (55 Prozent) der Ärzte in kommunalen Kliniken pro Monat im Schnitt fünf bis neun Bereitschaftsdienste. „Für Privatleben, das diesen Namen verdient, bleibt unter solchen Bedingungen kaum noch Zeit”, heißt es bei der Ärztegewerkschaft. Deswegen auch die Forderung zur Reduzierung auf höchstens vier Dienste pro Monat.
Wie viele Ärzte sind bundesweit von den Tarifverhandlungen betroffen?
Rund 45000 bis 50000 Ärzte in den kommunalen Krankenhäusern werden nach dem von Marburger Bund und VKA verhandelten Tarifvertrag bezahlt.
Wann hat der Marburger Bund zum letzten Mal zu einem Streik aufgerufen?
Ende Oktober hatte eine Urabstimmung bei den Ärzten an Uni-Kliniken eine überwältigende Mehrheit für unbefristeten Streik ergeben. Der Ausstand wurde in letzter Minute abgewendet. Die Tarifparteien einigten sich damals auf eine Erhöhung der Gehälter um 3,6 Prozent – das sind 1,4 Punkte weniger, als von den Ärzten gefordert worden war. Für die 20 000 Mediziner gab’s außerdem eine Einmalzahlung von 350 Euro und besser bezahlte Nachtarbeit.
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