So teuer wird der Strom in Nürnberg

Die AZ rechnet nach, wie viel Geld Haushalte nach dem Atomausstieg für elektrische Energie zahlen müssen: Kurzfristig würden die Erhöhungen noch moderat ausfallen, auf lange Sicht wird’s teuer
von  Michael Reiner
16 Prozent Strom aus Kernkraftwerken – hier Grafenrheinfeld bei Schweinfurt – fließt durch das Netz der Nürnberger N-Ergie. Wird der nach dem Atomausstieg durch konventionell erzeugte Energie ersetzt, wird der Strompreis steigen – hochgerechnet um etwa 0,7 Cent pro Kilowattstunde.
16 Prozent Strom aus Kernkraftwerken – hier Grafenrheinfeld bei Schweinfurt – fließt durch das Netz der Nürnberger N-Ergie. Wird der nach dem Atomausstieg durch konventionell erzeugte Energie ersetzt, wird der Strompreis steigen – hochgerechnet um etwa 0,7 Cent pro Kilowattstunde. © dpa

NÜRNBERG Eins ist sicher: Nach dem Atom-Ausstieg wird der Strom teurer! Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Thema:

Warum ist Kernkraft so billig?

Die Kernkraftwerke sind abgeschrieben. Sie können konkurrenzlos billig produzieren. Rund drei Cent kostet eine Kilowattstunde Atomstrom. In einem Kohlekraftwerk liegen die Kosten bei vier bis acht und in einem Gaskraftwerk bei rund zehn Cent. Windkraftanlagen, Wasserkraftwerke und Solarzellen produzieren noch teurer – dafür jedoch ohne Kosten für die Umwelt.

Wie würde sich der Strompreis in Nürnberg entwickeln, wenn im Netz der N-Ergie kein Atomstrom mehr fließen würde?

Der Versorger, so Sprecherin Rita Kamm-Schuberth, macht diese Rechnung nicht. Dafür hat die AZ nachgerechnet, wie teuer Strom ohne Atom in Nürnberg werden würde. Ausgangspunkt ist der Strommix der N-Ergie: 16 Prozent Kernkraft, 46 Prozent erneuerbare Energien, 38 Prozent fossile Brennstoffe. Damit liegt Nürnberg unter dem bundesweiten Schnitt (25 Prozent Atomstrom, 17 Prozent erneuerbare, 58 Prozent fossile Energien). Wird der Atomstrom in Nürnberg nun durch Kohle- oder Gas-Strom ersetzt, ergibt sich ein Mehrbetrag von knapp 0,7 Cent pro Kilowattstunde. Das Öko-Institut rechnet kurzfristig sogar nur mit einem halben Cent Mehrkosten pro Kilowattstunde.

Was bedeutet das für mich?

Hochgerechnet würde das bedeuten, dass jeder Haushalt zwischen zwölf und 26 Euro im Jahr mehr bezahlen müsste. Etwas teurer als der normale N-Ergie-Tarif Smart ist das Öko-Produkt Purnatur. Hier kommt schon jetzt nur Strom aus Wasser-, Sonnen- und Windkraft sowie Biomasse aus der Steckdose. Dass atomfrei auch billiger geht, zeigt der Anbieter HitStrom mit seinem „Naturhit pur“.

Plant die N-Ergie schon höhere Preise?

Noch sind das Hochrechnungen. Aktuell sind keine Preiserhöhungen geplant. Auch wenn die Preise an der Strombörse nach oben gehen. Die Versorger haben sich dort schon vor der Katastrophe in Japan größere Kontingente gesichert.

Wie sieht’s langfristig aus?

Definitiv anders! Denn es wird sich der Strommix ändern. Es müssen neue Kraftwerke – konventionell und regenerativ – gebaut werden. Die sind teuer. Offen ist auch, wie sich der Gaspreis entwickelt. Zudem müssen die Erzeuger zusätzliche Verschmutzungs-Zertifikate kaufen, wenn sie mehr fossile Energieträger verstromen. Die Kosten dafür werden auf den Strompreis umgelegt. Dazu kommen die immensen Investitionen ins Netz: Allein 3600 Kilometer Hochspannungsleitungen müssen in Deutschland gebaut werden, um etwa den Windstrom von der Küste nach Bayern zu leiten. Auch für die vielen dezentralen Solaranlagen müssen neue Leitungen verlegt werden, damit die Energie auch beim Verbraucher ankommt.

Genaue Tabellen zu möglichen Preis-Entwicklungen finden Sie in Ihrer AZ-Printausgabe am 18.3.

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