So sehen die "Center Parks"-Pläne im Oberallgäu aus
Markt Altusried - Strengste Geheimhaltung, Fotografieren verboten, Zutritt nur für Militärpersonal: Bis 2007 befand sich im Urlauer Tann zwischen dem bayerischen Markt Altusried und der baden-württembergischen Stadt Leutkirch die Heeresmunitionsanstalt Urlau. Dort wurden Granaten gelagert, Munition und im Zweiten Weltkrieg sogar chemische Waffen.
Nun soll auf dem 184-Hektar-Areal eine Oase der Ruhe entstehen – für bis zu eine Million Menschen pro Jahr, die unzählige Urlaubsfotos machen werden: Die französische „Center Parcs“-Gruppe plant dort den größten Ferienpark Deutschlands.
Ein Retorten-Dorf entsteht
Ein Retorten-Dorf mit 1000 Bungalows und insgesamt 5000 Betten, mit Spaßbad und Wellnesslandschaft sowie einem 20 500 Quadratmeter großen Zentralgebäude samt Restaurant und Geschäften. Der erste Spatenstich für das Mega-Projekt soll diesen Herbst erfolgen.
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Die Rohdungsarbeiten auf dem ehemaligen Armeegelände sind nahezu abgeschlossen. Im Sommer werden Mitarbeiter einer Kampfmittelbeseitigungsfirma das Gelände durchforsten und nach Artefakten aus der Vergangenheit suchen. „Wir glauben nicht, dass sie etwas Gefährliches finden, aber Center Parcs setzt auf hundertprozentige Sicherheit“, sagte Leutkirchs Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle der „Augsburger Allgemeinen“. Anschließend sollen Seen und Bachläufe angelegt werden.
Niemand hat etwas gegen die Pläne
Das Erstaunliche an dem 300-Millionen-Euro-Vorhaben ist: Anders als bei diversen deutschen Großprojekten scheint im Oberallgäu niemand etwas gegen die Pläne einzuwenden zu haben. Bei einem Bürgerentscheid 2009 sprachen sich 95,1 Prozent der Anwohner für den Bau der Ferienanlage aus (die Teilnahme lag bei 70 Prozent).
Die regionale Wirtschaft ist ebenfalls mit im Boot, weil bei der Errichtung des Parks bevorzugt Handwerksbetriebe aus der Umgebung zum Zuge kommen sollen. Von 800 neuen Arbeitsplätzen ist die Rede.
Hinzukommt, dass Center-Parcs-Gäste nach Angaben des Konzerns rund ein Drittel ihrer Urlaubskasse außerhalb der Anlage ausgeben, wovon Restaurants und Einzelhändler im Umland profitieren würden.
Auch die Naturschützer bemängeln nichts - fast nichts
Und nicht einmal die Naturschützer protestieren. Einzig, dass das Areal nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erschlossen wird, missfällt ihnen. „So ein Besuchermagnet müsste grundsätzlich an einem Ort angesiedelt werden, der umweltfreundlich erreichbar ist“, sagte Thomas Frey vom Bund Naturschutz der SZ.
Man werde sich das Projekt „genau anschauen“ – vor allem, den Umgang mit dem Baumbestand auf dem Gelände. Eröffnet werden soll der „Center Parc Allgäu“, der sechste in Deutschland, Ende 2018.
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