So meistern die Franken das Vulkan-Chaos

Gähnende Leere am Flughafen, verängstigte Reisebüro-Besitzer und hängengebliebene Touristen.
NÜRNBERG Der Himmel ist noch immer gesperrt. Das glasklare Blau wird von keinem Kondensstreifen durchkreuzt. Auf dem Rollfeld am Nürnberger Airport parken die Flieger. Und hunderte Reisende sind gestrandet...
An der Theke der geschlossenen Kaffee-Bar am Nürnberger Geisterflughafen sitzen einsam zwei Amerikaner. Auch sie sind in Franken hängengeblieben. Jetzt greifen die Manager David und Markus zum letzten Mittel: Sie schauen sich auf dem Laptop die Auto-Route nach Rom an. Von dort aus, glauben sie, haben sie die einzige Chance, den großen Teich zu überqueren. Markus: „Wir müssen nur schneller fahren als die Asche dorthin geweht wird!“
Asche-Opfer ist auch Gonca Öztürk. Die 28-Jährige ist Chefin des Reisebüros „Reiseexpress“, das Urlaub direkt am Flughafen verkauft. „Ein, zwei Tage kann ich das noch aushalten. Bleibt die Sperrung aber noch diese Woche bestehen, dann habe ich einen Verlust von mehreren tausend Euro.“ Und damit ist sie wohl eine der Existenzen, die durch das Vulkan-Chaos schwer in Schieflage geraten können. „Ich bekomme von den Reiseveranstaltern Provision. Gibt der Veranstalter allerdings das Geld den Kunden, die nicht fliegen können, zurück, dann erhalte ich eben nichts“, seufzt sie. An ihren Stand und die ihrer Kollegen verläuft sich am Wochenende kaum ein Kunde. „Last Minute-Verkäufe sind momentan natürlich sehr schwierig.“
Gähnende Leere herrscht auch vor den Schaltern der Fluggesellschaften. Mit Journalisten darf hier keiner reden, aber den Frauen steht’s ins Gesicht geschrieben, dass dies wohl die langweiligsten Tage ihres Berufslebens werden.
In der McDonald’s-Filiale haben Julia Schobert, Antonios Arampatzis und Christian Götz viel Zeit für die Hamburger-Zubereitung. Doris und Claus Lantzsch haben es sich am Stehtisch gemütlich gemacht. Doch sie sind keine Gestrandeten. „Wir wohnen um die Ecke in Kleinreuth und haben durch die Luftraumsperrung eine herrliche Ruhe.“ So machten sie einen Spaziergang zum Airport – aus reiner Neugier, wie der Flughafen wohl verwaist aussieht.
Es gibt sie, die Asche-Gewinner: die Autovermietungen beispielsweise. Die Zentralen der großen Firmen wie Sixt oder Hertz vermelden einen Ansturm auf ihre Wagen.
Und noch eine profitiert vom leeren Flughafen: Michelle, sie feierte am Samstag ihren sechsten Geburtstag und tobte mit ihren Freundinnen über die Fliesen. Die Kinder jagten sich die große Treppe zum Check-in hoch, spielten Fangen zwischen den Schaltern – Spielplatz Abflughalle. Sie störten niemanden. Die Eltern Thomas und Birgit Riedl haben die Kids ins Möwenpick zum Kindergeburtstag eingeladen. Auch Thomas Riedl zählt sich zu den Gewinnern: „So habe ich die Bande bestens im Blick.“ sw