So hoch überflutete die Pegnitz den Hauptmarkt

Jahrhundert-Hochwasser 1909: Bis zu 370.000 Liter pro Sekunde rauschten durch die Altstadt – heute ist die City sicher.
von  Abendzeitung

Jahrhundert-Hochwasser 1909: Bis zu 370.000 Liter pro Sekunde rauschten durch die Altstadt – heute ist die City sicher.

NÜRNBERG Die Pegnitz – ruhig und träge fließt sie durch Nürnberg. Selbst der größte Frühjahrs-Regen oder gewaltige Schmelz-Wasser können den Franken-Strom nicht über die Ufer treiben. Das war jedoch nicht immer so. In den letzten 600 Jahren wurde die Stadt regelmäßig von schlimmen Hochwassern heimgesucht – die Pegelstände am Hauptmarkt zeugen davon.

Nie war es jedoch so gewaltig wie am 5. Februar 1909. Vor fast genau hundert Jahren wurde die Altstadt von einer Flutkatastrophe sondersgleichen überrascht. Über zwei Meter hoch hoch stand damals die braune Brühe am Hauptmarkt. Zwei Menschen starben sogar in der Jahrhundert-Flut.

Eine Wiederholung der Katastrophe ist heute zum Glück nahezu unmöglich. Zwischen 1954 und 1960 wurde das Flussbett kontinuierlich hochwassersicher ausgebaut, wie Thomas Fichte, Abteilungsleiter Wasserwirtschaft beim Servicebetrieb Öffentlicher Raum (SÖR), erklärt. Sechs Staustufen, darunter die beiden Nägeleinswehre oder das Großweidenmühlewehr, wurden damals eingesetzt. „Wenn das Hochwasser kommt, senken sich die Wehre automatisch ab, um mehr Wasser durchzuleiten“, erklärt Fichte.

Wichtigste Maßnahme war jedoch der Bau eines 140 Meter langen, zehn Meter breiten und vier Meter hohen Hochwasser-Tunnels an der Engstelle zwischen Museumsbrücke und Trödelmarkt. „Mit dem Tunnel haben wir die Möglichkeit, das Wasser herumzuleiten“, so Fichte. Insgesamt 5,5 Millionen Euro ließen sich Stadt, Bezirk und Freistaat die Hochwasser-Freilegung damals kosten.

Nicht mit einberechnet ist dabei die Gestaltung des Wöhrder Sees. Unter anderem als Regulierungsbecken konstruiert, ist dessen Anteil am Hochwasserschutz nur gering. Fichte: „Der Wöhrder See läuft innerhalb von 15 bis 30 Minuten voll. So ein Hochwasser braucht aber zwei bis drei Tage bis es seinen Höhepunkt erreicht.“ 1909 rauschten pro Sekunde 370.000 Liter (beim letzten größeren Hochwasser 1995 waren es nur 150.000) die Pegnitz hinunter. Aber selbst diese Wassermassen würde Nürnberg heute locker wegstecken, betont Fichte.

Am Hauptmarkt erinnert derzeit ein Container, auf dem ein Kahn genau in Höhe des Wasserhöchststands von 1909 moniert wurde, an die Jahrhundert-Flut. Wer mehr über die Nürnberger Hochwasser-Geschichte wissen will, sollte auch unbedingt die Ausstellung dazu ab dem 6. Februar im Rathaus besuchen. kk

Mehr über die Jahrhundertflut von 1909 lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer AZ am Wochenende, 31.1/1.2. 2009.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.