So gefährlich leben VAG-Fahrer

NÜRNBERG - Beschimpft, bespuckt, geschlagen – Nürnbergs VAG-Fahrer leben gefährlich. Auch Udo K. (48, Name geändert) hatte sich so seinen Nachtschicht am Montagabend wohl nicht vorgestellt: Prügel auf der Nachtschicht – Angst vor den Disco-Kids.
Als VAG-Fahrer Udo K. gegen 20 Uhr planmäßig seinen U-Bahn-Zug an der Station Wöhrder Wiese stoppte, fiel ihm dort ein betrunkener junger Mann (23) mit Zigarette auf. Als er ihn aufforderte, diese bitte auszumachen, bespuckte der ihn – und schlug plötzlich zu. Udo K. musste ins Krankenhaus, der Schläger wurde von der Polizei fest genommen.
Kein Einzelfall, wie VAG-Sprecherin Susanne Muhlert (34) gestern gegenüber der AZ bestätigte. Im Gegenteil: Die Attacke bilde leider nur den vorläufigen Höhepunkt einer traurigen Entwicklung, die man bei der VAG schon länger registriert habe, erklärte Muhlert. „Noch haben unsere 900 Bus-, Straßenbahn- und U-Bahn-Fahrer keine Angst vor den Fahrgästen, aber das hatte jetzt schon eine neue Qualität!“ Immer häufiger höre sie in letzter Zeit die Klagen von Kollegen, die während ihres Dienst verbal oder handgreiflich angegriffen wurden. Da seien Beschimpfungen noch das Harmloseste. Häufig würden die Mitarbeiter auch noch angespuckt – und eben geschlagen wie Udo K.. Manchmal reiche auch schon das schlechte Wetter, damit ein Fahrgast ausraste!
Nahkampfszenen im Nürnberger Untergrund
Eine brisante Situation, aber genaue Daten über die gestiegene Zahl an Nahkampfszenen im Nürnberger Untergrund hat Susanne Muhlert nicht parat. Man fange gerade erst an, die Übergriffe zu listen. Besonders dabei im Fokus: Die Männer und Frauen, die nachts und an den Wochenenden im Disco-Shuttle-Einsatz seien. „Die teilweise stark betrunkenen Jugendlichen bereiten uns immer mehr Probleme“, weiß die VAG-Frau.
Um in Zukunft solche Vorfälle besser zu vermeiden, werden die VAG-Mitarbeiter jetzt in Deeskalationstrainings von der Polizei geschult. Bislang blieb das nur den Fahrkartenkontrolleuren, die schon immer mit renitenten Fahrgästen zu kämpfen hatten, vorbehalten. Aber nach dem letzten Vorfall müsse man jetzt auch die Fahrer mit in die Anti-Agressions-Übungen einbeziehen, ist sich Muhlert sicher. kk