So gefährlich ist Diabetes

Die Betroffenen merken oft Jahre nicht, dass sie krank sind. Denn manche leben lange völlig beschwerdefrei
von  Abendzeitung
Diabetes-Spezialist: Chefarzt Dr. Herbert Muschweck (59).
Diabetes-Spezialist: Chefarzt Dr. Herbert Muschweck (59). © bayernpress.com

Die Betroffenen merken oft Jahre nicht, dass sie krank sind. Denn manche leben lange völlig beschwerdefrei

NÜRNBERG „Zucker“ ist ein schleichendes und ein besonders tückisches Gift. Die Betroffenen merken oft Jahre nicht, dass sie krank sind – und auf einem gesundheitlichen Pulverfass sitzen, dass jederzeit hochgehen kann. Sie leben lange völlig beschwerde- und schmerzfrei. Für erste Anzeichen wie Müdigkeit oder großen Durst gibt es viele andere logische Erklärungen. Und wer geht deshalb schon zum Arzt?

Doch wird die süße Gefahr nicht rechtzeitig erkannt, schädigt das dauerhaft wichtige Organe – und kann sogar tödlich sein. Rund sechs Millionen Deutsche haben Diabetes. „Die Dunkelziffer liegt aber noch viel höher“, weiß auch Dr. Herbert Muschweck (59), Chefarzt am Klinikum Nord und Spezialist für Diabetes. Früher war die Zuckerkrankheit auch als Altersdiabetes bekannt. Mittlerweile sind aber nicht mehr nur ältere Menschen betroffen. Immer mehr Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bekommen die Schock-Diagnose. Tendenz steigend! Die häufigsten Ursachen sind Übergewicht, falsche Ernährung und zu wenig Bewegung. Als Wohlstandsplage Nummer Eins bezeichnen sie daher viele Gesundheitsexperten.

Welche Symptome deuten auf Diabetes hin?

Müdigkeit und Antriebslosigkeit; Leistungsabfall; extremer Durst, Austrocknen des Körpers; häufiges Wasserlassen und Harnweginfekte; schlecht heilende Wunden, Sehstörungen. Als Begleiterkrankungen können unter anderen Bluthochdruck und Potenzstörungen dazukommen.

Was passiert im Körper?

Diabetes ist eine Stoffwechselerkrankung. Der Körper kann Kohlenhydrate (u.a. Zucker) nicht mehr verwerten. Dadurch erhöht sich der Blutzuckerspiegel, was die Arterien verkalkt und die Blutgefäße schädigt – vor allem die kleinen in wichtigen Organen wie Herz, Augen, Gehirn! Das kann drastische Folgen haben: abgestoßene Gliedmaßen, Herzinfarkt, Schlaganfall, Erblindung, Nierenversagen

Schuld ist entweder eine Immun-Erkrankung (Typ 1 in rund zehn Prozent der Diabetes-Fälle) oder eine erbliche Vorbelastung – verstärkt durch falsche Ernährung (Typ 2 mit 90 Prozent).

Wann sollte man zum Arzt?

Wenn Diabetes-Fälle in der Familie bekannt sind, ist ein Gang zum Arzt angeraten. Außerdem bei Übergewicht und Auftreten genannter Symptome! Experte Muschweck rät: „Ab dem 40. Lebensjahr sollte man sich auf jeden Fall regelmäßig untersuchen lassen.“ Der Test geht einfach und schnell beim Hausarzt über einen Teststreifen.

Wie lässt sich die Krankheit behandeln?

Viel Sport, wenig Süßes und Fettiges auf dem Speiseplan helfen, den Blutzuckerspiegel zu senken. Gerade Typ 2-Diabetiker können mit einem gesünderen Lebenswandel schlimme Folgen vermeiden oder hinauszögern. Dr. Muschweck rät dazu, sich von spezialisierten Ärzten und Ernährungsberatern bei der Ernährungsumstellung helfen zu lassen. Auch die Familie sollte miteinbezogen werden. „Denn die isst ja schließlich mit“, so Dr. Muschweck. Medikamente können zudem helfen. Insulinspritzen können irgendwann nötig werden. Muschweck: „Wer aber bewusst und gesund lebt, kann das oft lange hinauszögern.“

Wie kann man vorbeugen?

Viel Bewegung und grundsätzlich auf eine ausgewogene, fett- und zuckerarme Ernährung achten. mp

Wo Betroffene Hilfe finden, lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer AZ am Dienstag, 17. August

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