So entwickeln sich Nürnbergs Stadtteile
NÜRNBERG Von „Geheimtipp“ ist keine Rede mehr: Nürnbergs Immobilienmarkt boomt. „Nachfrage übersteigt Angebot“, urteilt das Wirtschaftsmagazin „Capital“ in seiner aktuellen Ausgabe. Eigentümer und Investoren freut’s. Mietern treibt die Entwicklung Sorgenfalten auf die Stirn: Nicht nur die traditionell hochpreisigen Stadtteile im Stadtosten – Mögeldorf, Jobst, Ebensee, Erlenstegen – legen in Sachen Kaufpreis und Miete zu. Die wahren Aufsteiger sind ehemalige „Glasscherbenviertel“ in der Südstadt oder St. Johannis. Angeführt wird das Stadtteilranking allerdings von St. Sebald.
Erlenstegen/Mögeldorf: „Eingeschossige Häuser mit altfränkischem Satteldach sollen die Nobelvillen der Stadt sein“, wundert sich Capital, aber stellt fest: „Der Spitzenpreis für Villen mit Südausrichtung hat sich binnen vier Jahren fast verdoppelt.“ Problematisch sei nur das Preisbewusstsein der Nürnberger: Eine Erlenstegener Jugendstilvilla mit Garten und Pool kam 2010 für 2,3 Millionen Euro auf den Markt und wartet immer noch auf den Käufer, während etwa in Düsseldorf „dieser Preis an vergleichbarem Standort leicht zu erzielen wäre“. Anders im südlicher gelegenen Mögeldorf: Zwischen Wöhrder See und Tiergarten sind Makler froh um jedes Haus, das auf den Markt kommt – es wird einen Käufer finden, unabhängig von Zustand und Alter.
St. Sebald: Von Touristen bewundert, aber abseits des Sightseeing-Rummels gibt die nördliche Altstadt Spitzenpreise vor: 13,50 Euro Miete bzw. 4000 Euro Kaufpreis pro Quadratmeter sind keine Seltenheit. Selbst einst ungeliebte 50er-Jahre-Bauten etwa in der Martin-Treu-Straße werden zu Schmuckstückchen herausgeputzt – und damit zur begehrten Kapitalanlage.
St. Johannis: Noch viel mehr als im benachbarten Gostenhof zeigt die so genannte Gentrifizierung ihre Auswirkungen: Altbau-Sanierungswellen, die die Preise in die Höhe treiben – bis zu Spitzenwerten von 3000 Euro. Auch die Neubauten auf alten Fabrikgeländen sind äußerst lukrativ.
Südstadt: Energieeinsparverordnungen und energetische Föderprogramme lassen frühere „Schmuddelecken“ (Capital) aufblühen: „Häufig werden ganze Straßenzüge neu gestaltet.“ Das Ergebnis der neuen Fassaden: Preise und Mieten ziehen um bis zu 15 Prozent an.
Bis zum Jahr 2025 fehlen in Nürnberg rund 10.000 Immobilien. Wie die Rathaus-SPD mit einem Zukunftpakt das Problem lösen will, lesen Sie in Ihrer AZ-Printausgabe am Wochenende, 21./22.5.
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