Skandal-Kahlschlag: Baumexperte entsetzt
Schlamperei am Wöhrder See. Bleibt das Naherholungsgebiet dauerhaft zerstört?
NÜRNBERG Hässliche Baumstümpfe verschandeln Nürnbergs beliebtestes Naherholungsgebiet am Wöhrder See, seitdem das Wasserwirtschaftsamt am Nordufer rund 100 Bäume kappen ließ. Am Mittwoch muss die Behörde im Umweltausschuss Rede und Antwort stehen zum Thema Kettensägenmassaker.
Vor dem Ausschuss bestellte am Dienstag die Stadtratsfraktion der Grünen den unabhängigen Baumsachverständigen Roland Dengler, um das Ausmaß des Kahlschlags vor Ort zu prüfen. Sein Urteil fiel klar aus: „Der helle Wahnsinn. Was hier passiert ist, zeugt von Mutwille und Unkenntnis.“ Das Ufer sei dauerhaft durch stümperhafte Arbeit „in eine Mondlandschaft verwandelt worden“ - und das scheinbar ohne Grund: „Die Stämme der Weiden und Ahornbäume sehen nicht nach Fäulnis aus.“ Auch kann er sich nicht vorstellen, dass durch die Bäume die Verkehrssicherheit gefährdet war, wie es das Wasserwirtschaftsamt als weiteren Grund angab: „Viele Bäume stehen direkt am Ufer und neigen sich Richtung Wasser. Wie sollten sie eine Gefahr für Fahrradfahrer und Flanierer werden?“
Stadträtin Seer: "Wer den Schaden anrichtet, soll ihn auch wieder gut machen"
Das Wasserwirtschaftsamt hat Denglers Meinung nach dem eigene Namen keine Ehre gemacht. „Wirtschaftlich ist das hier nicht.“ Wenn die Bäume so stehen blieben, müsse das Amt ab sofort alle zwei Jahre ran, um den Bestand zu pflegen und eine Gefahr für Leib und Leben auszuschließen. „Die Schnittstellen werden zwar kräftig austreiben, drohen aber zu faulen.“
Die Grünen fordern heute im Umweltausschuss eine umfassende Klärung. Das Wasserwirtschaftsamt soll zu seiner Verantwortung stehen. Stadträtin Christine Seer: „Wer den Schaden anrichtet, soll ihn auch wieder gut machen.“ mp
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