Sirup für die bösen Buben

Kiss, die Väter des Schmink’n’Roll, spektakeln sich immer noch mit Donner und Doria durch ihre Konzerte. Am Freitag kommen die Travestie-Rocker nach Nürnberg – vorab 10 Konstanten ihrer Karriere
von  Abendzeitung
Höllen-Flug, von Feuersäulen und Lichtgewitter umgeben: Gene Simmons, Paul Stanley und Neu-Gitarrist Tommy Thayer (v.l.) bleiben weiter vom Wahnsinn gekissed.
Höllen-Flug, von Feuersäulen und Lichtgewitter umgeben: Gene Simmons, Paul Stanley und Neu-Gitarrist Tommy Thayer (v.l.) bleiben weiter vom Wahnsinn gekissed. © AP

Nürnberg - Kiss, die Väter des Schmink’n’Roll, spektakeln sich immer noch mit Donner und Doria durch ihre Konzerte. Am Freitag kommen die Travestie-Rocker nach Nürnberg – vorab 10 Konstanten ihrer Karriere

Die Berliner taz nannte Kiss vor kurzem „Die Rockkapitalisten Satans“, die Konkurrenz vom Tagesspiegel sah „ein Mammutspektakel der völligen Sinnlosigkeit, das in seiner Durchgeknalltheit etwas Erhabenes hat“. Die ewigen Plateausohlen-Monster, die vor zehn Jahren das letzte Mal in der Gegend bei „Rock im Park“ auftauchten, schneiden auch nach 35 Jahren bei der Kritik schlechter ab als bei Freunden der Spektakel-Beschallung. Aber die Legendenbildung läuft weiter. Am Freitag (20 Uhr) lassen es Gene Simmons & Co in der Nürnberger Arena krachen. Vorab zehn Konstanten ihrer Karriere:

1. Geisterbahn-Schminke: Trash-Optik gehörte von Anfang an zum schaumschlägerischen Hardrock-Outfit von Grundschullehrer Gene „The Demon“ Simmons und Taxifahrer Paul „The Starchild“ Stanley (bis heute die Lenker von Kiss). Auch die „Unmasked“-Phase blieb nur ein Werbegag. Heute bewahrt das Make-Up aus Japans Kabuki-Tradition Simmons (58) und Stanley (56) die Jugend-Fassade. Schminker gibt’s seither immer wieder, siehe Marilyn Manson und Dimmu Borgir.

2. Gesundheit: Paul Stanley hat seine Hüft-OP offenbar gut überstanden. Gene Simmons spuckt weiter reichlich Blut, künstliches, nach eigenem Rezept: Erdbeerjoghurt, Sirup, Hüttenkäse und Lebensmittelfarbe sollen drin sein.

3. Geschichtsbewusstsein haben die Langlauf-Rocker von Kiss sicher. Auf der jetzigen Tour arbeiten sie sich durchs Vierfach-Platin-Album „Alive“ – und das stammt von 1975!

4. Glamour und Comic: Mit dem Glam-Rock wurden Kiss populär und einer Mischung aus Comic-Parodie und Halloween-Härte. Kiss wurden Marvel-Helden und dienten auch als Vorlage für Wrestling-Figuren – letztere floppten.

4. Grusel-Zunge: Bis heute lässt Gene Simmons sein Prachtexemplar mit Vorliebe aus dem Mund baumeln. Dass es sich dabei um eine implantierte Leihgabe eines Kalbs handelt, gehört aber ins Anekdoten-Reich der Schönheits-Chirurgen. Schade eigentlich.

5. Gottlose Gesellen: Als Buben des Bösen stilisierten die Amerikaner sich gerne. KISS sollte sogar „Knights In Satan’s Service“ (Ritter in Diensten Satans) heißen. Grusel!

6. Geschmacksaufstand: Weil die zwei Blitze im Bandlogo an die Runen der Waffen-SS erinnerten, wurde Nazi-Verdacht laut. Gene Simmons konnte sich glaubhaft wehren: Er was als Jude mit dem Namen Chaim Witz von Israel nach New York übergesiedelt.

7. Geschäftstüchtigkeit: Simmons und Stanley sind Großmeister der Vermarktung. Kondome, Särge, Flipperautomaten, Feuerwehrhelme – der Souvenirshop umfasst 2000 Artikel und machte die Kreativlinge zu Multi-Millionären. Autowaschanlagen und Coffeeshops gehören inzwischen auch zum Kiss-Imperium.

8. Geschlechtstriebe: Mitunter als „Tuntenband“ abgestraft, geht Simmons mit gutem Macho-Beispiel voran: 4600 Frauen will er handgezählt beglückt haben, darunter Liza Minelli, Cher und Liv Ullmann. Zuletzt tauchte im Februar ein Video im Internet auf, das Simmons mit einem Model beim Sex zeigt. Oha!

9. Gefolgsleute: „Kiss-Army“ nennt sich der Fan-Club mit bis zu 100000 Mitgliedern – auch Die Ärzte und Condoleezza Rice werden genannt.

10. Großfan-Paket: Wer den exklusiven Zugang zu den Stars sucht, kann das „Preshow Soundcheck & Meet-and-Greet-Package“ kaufen. Für 875 Euro gibt’s einen Händedruck, Erinnerungsfoto, VIP-Pass, T-Shirt und Programm. Nur die Eintrittskarte nicht. Andreas Radlmaier

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