Singende Säge am Silberfaden
Nürnberg - Der Finnland- Schwerpunkt des 33. Bardentreffens erweist sich als großer Glücksfall für Nürnbergs Musik-Flaneure
Die spinnen, die singenden Finnen. Zum Glück! So wurde das 33. Bardentreffen mit Finnland-Schwerpunkt zum skurril-bewegenden Musikrundgang. Stilgerecht gab’s kostenlos Temperaturen wie in der finnischen Sauna dazu.
Alamaailman Vasarat, die „Hämmer der Unterwelt“, eröffneten den Suomi-Reigen lautstark und stilistisch vollmundig. Celli schrummeln Metal-Akkorde, aus einem Walzer mit Klezmertönen wird Hardrock, Posaune und Sopransaxophon batteln wild miteinander. Mit rollenden Ansagen und Rockergesten sind sie den Leningrad-Cowboys verwandt, die am Abend drauf beweisen, dass aus der wild rumpelnden Coverband eine gut geölte Showmaschine geworden ist. Ohne Alkoholexzesse, dafür mit Tanzgirls bringen sie zwischen „Wild Thing“ und „Kalinka“ den überfüllten Hauptmarkt mühelos zum Toben. Sünde und Rausch herrschen nur noch dank Federboa und Bühnenrotlicht.
Wie die Cowboys wurden Marko Haavisto & Poutahaukat durch Kaurismäki-Filme weltweit bekannt. Die Heilsarmeeband aus „Der Mann ohne Vergangenheit“ macht auch in Nürnberg soliden Country-Rock mit Hang zur finnischen Depression. Wesentlich ausgelassener geht es bei den vier Jungs mit der Mundharmonika von Sväng zu. Mit rasant schillernden Eigenkompositionen und tänzelndem Körpereinsatz bringen sie die proppenvolle Ruine zum Lächeln, Mitwippen und -hüpfen.
Einen ganz eigenen Ton besitzen auch die karelischen Volkslieder, die Pauliina Lerche schneidend-kraftvoll auf tanzbare Rhythmen setzt. Dazu rockt sie das Akkordeon oder dreht sich wirbelnd zum Gitarrensound der Band. Das macht Lust auf mehr!
Wie eine Mischung aus osteuropäischer Folklore und Zarah Leander klingen Uusikuus Tangos, von Laura Ryhänen mit heller Stimme und Kummerfaltenstirn gesungen. Geige und Akkordeon dominieren die Lieder um Verlassene und Leidende. Wenn’s doch mal lebhaft wird, gebietet Ryhänen augenzwinkernden Einhalt: „Jetzt war es schon gefährlich lustig hier“. Und wirkt weiter am Silberfaden der sanften Melancholie.
Ganz anders La Sega del Canto, die singende Säge. Jouni Salo entlockt mit Geigenbogen und Löffel dem gezahnten Metall vibrierende Töne, Markus Pulkkinnen muss an Gitarre, Harmonium und Akkordeon begleiten. Die zwei Clowns in Helge-Schneider-Tradition spielen alles zwischen „Tequila“ und „Stille Nacht“ , besprühen sich bei „Singing In The Rain“ mit Wasser und behaupten, auf einem Festival in Österreich zu sein. Hoffentlich orientieren sie sich noch und landen wieder in Nürnberg! Georg Kasch
- Themen: