Simone Fleischmann: „Wir wollen den Flüchtlingskindern helfen!“

Kann das bayerische Schulsystem die Flut an Migranten an den den Schulen stemmen? Die BLLV-Präsidentin sagt ja!
Verena Lehner |
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Simone Fleischmann: Die 44-Jährige ist seit Mai Präsidentin des Bayerischen Lehrerverbandes.
dpa Simone Fleischmann: Die 44-Jährige ist seit Mai Präsidentin des Bayerischen Lehrerverbandes.

AZ: Frau Fleischmann, Bayerns Schulen sind gut gerüstet für die Flüchtlingskinder – das sagt der Kultusminister. Sie sind anderer Meinung. Warum? Simone Fleischmann: Weil wir uns in den Grund- und Mittelschulen personell auf sehr dünnem Eis bewegen. Unsere Lehrer können den Regelunterricht gerade noch gewährleisten. Aber sobald zusätzliche Belastungen hinzukommen, drohen wir einzubrechen. Unsere Lehrer haben Angst davor, die besondere Förderung, die Flüchtlingskinder brauchen, nicht mehr leisten zu können.

Heißt das im Umkehrschluss, Bayern kann es sich einfach nicht leisten, auch noch Flüchtlingskinder zu unterrichten?
Nein. Bayern ist ein reiches Bundesland. Wir können es uns leisten, beim Unterrichten von Flüchtlingskindern mit gutem Beispiel voranzugehen. Der Freistaat muss unseren Schulen nur ein fettes Fass – ich muss das wirklich so platt ausdrücken – an Mitteln bereitstellen, damit wir die nötigen personellen Ressourcen zur Verfügung stellen können.

Wir können also helfen?
Natürlich. Wir können helfen und vor allem: Wir wollen helfen! Eine Umfrage unter unseren Lehrerinnen und Lehrern an den Grund- und Mittelschulen hat gezeigt, dass die Hilfsbereitschaft da ist. Wir wollen diese Kinder unterrichten und sie fördern. Dazu brauchen wir allerdings das notwendige Personal und finanzielle Unterstützung.

Was brauchen die Schulen, um die Flüchtlingskinder richtig zu fördern?
Wichtig sind vor allem Lehrer, die Deutsch als Fremdsprache unterrichten. Hier könnte man beispielsweise auf die vielen Gymnasiallehrer zurückgreifen, die keine Stelle bekommen haben. Die Kinder müssen vernünftig Deutsch lernen, um entsprechend gefördert zu werden. Aber mit Deutschlehrern allein ist es vermutlich nicht getan. Richtig. Deshalb fordern wir vom Freistaat auch finanzielle Mittel, um Dolmetscher, Sozialpädagogen und vor allem Psychologen hinkaufen zu können für die Schulen, an denen sie gebraucht werden.

Warum sind Psychologen so wichtig?
Viele Flüchtlingskinder sind traumatisiert und brauchen besondere Betreuung. Unsere Lehrer sind psychologisch nicht so geschult, um diesen Kindern richtig zu helfen. Außerdem dürfen wir unsere Lehrer vor Ort mit der Situation nicht alleine lassen.

Wie meinen Sie das?
Manche Eltern bayerischer Schüler haben jetzt natürlich Angst, dass ihre Kinder vielleicht auf der Strecke bleiben und nicht genügend gefördert werden. Es könnten vor Ort Neid-Debatten entstehen und da brauchen wir Leute, die unsere Lehrer unterstützen und als Mediatoren auftreten.

Sind diese Ängste berechtigt?
Nein. Ich bin sehr zuversichtlich und guten Mutes, dass der Freistaat seine Hausaufgaben machen wird und unseren Schulen die Mittel und das Personal zur Verfügung stellen wird, so wie es der Kultusminister ja auch angekündigt hat. Wenn das so ist, dann können wir diese Aufgabe gut meistern und ich kann nur an unsere Politik appellieren: Lasst uns in so einem reichen Bundesland wie dem unseren doch bitte helfen! Unsere Kinder hier können davon nur profitieren. Das ist eine einmalige Chance.

Eine einmalige Chance wofür?
Wir können den Kindern jetzt zeigen, dass Vielfalt schön ist, dass es gut ist Neues kennenzulernen und aufgeschlossen zu sein. Es ist unser gesellschaftlicher Auftrag, den Kindern nahezubringen, wie bunt die Welt ist und vor allem: dass Integration funktionieren kann. Wenn wir das jetzt gut hinbekommen, geben wir dieser Generation etwas unglaublich Wichtiges mit und können unsere Gesellschaft von morgen entscheidend prägen. 

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