Siegenburg: Flüchtlinge wohnen über Bordell

Im niederbayerischen Siegenburg wohnen seit drei Wochen neun Flüchtlinge aus Syrien über einem "Animierlokal". Die Situation ist unangenehm, allerdings eher für die zuständigen Behörden. Die hatten bei einer Begehung des Objekts nichts auszusetzen gehabt.
Lukas Schauer |
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"Ungünstig" sei die Unterbringung der Flüchtlinge über einem Bordellbetrieb, finden viele Helfer und der Bürgermeister.
dpa/Symbolbild "Ungünstig" sei die Unterbringung der Flüchtlinge über einem Bordellbetrieb, finden viele Helfer und der Bürgermeister.

Siegenburg - Man stelle sich das vor: Da flieht man wochenlang vor Krieg und Verfolgung, setzt sein Leben aufs Spiel - und muss sich dann rechtfertigen, dass man als Unterkunft eine Wohnung über einem Erotiklokal zugewiesen bekommt. So passiert ist das neun syrischen Flüchtlingen, die im niederbayerischen Siegenburg in einer Wohnung untergebracht sind, die über einem "Animierlokal" (so nennt es sich selbst) liegt.

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Die Situation ist peinlich, allerdings weniger für die Flüchtlinge als vielmehr für die zuständigen Behörden. Der Bürgermeister des Ortes hat sich beim Landratsamt beschwert, er bekomme jeden Tag zynische Briefe, in denen aufgebrachte Bürger fragten, warum die Flüchtlinge über einem Puff untergebracht seien und man selber für den Besuch in solchen Etablissements normalerweise viel Geld zahlen müsse. Und auch die angeblichen Freikarten für Flüchtlinge werden immer wieder genannt.

 

Kein eigener Zugang zur Wohnung: "Nicht optimal"

 

Dass die Männer keinen separaten Eingang zu ihrer Wohnung haben, also immer durch den Erotik-Betrieb müssen, findet der Bürgermeister "unmöglich".

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Das Landratsamt gibt zu, dass die Situation "nicht optimal" sei. Allerdings rechtfertig sich die Behörde mit dem akuten Platzmangel für normale Flüchtlingsunterkünfte. Da immer weniger Vermieter ihre Immobilien dem Landkreis zur Verfügung stellten, müssen die Syrer in ihrer aktuellen Wohnung bleiben.

 

Vermieterin beharrt auf Mietvertrag

 

Die Betreiberin des Etablissements versteht die ganze Aufregung nicht, schließlich war "ein Gutachter des Landratamts da und hat sich alles angeschaut", wie sie der SZ sagte.

Das Landratsamt prüfte trotzdem, ob der Mietvertrag wieder aufgelöst werden kann. Doch mit der Besitzerin der Wohnung konnte keine Lösung gefunden werden. Die Vermieterin beharrt auf der Erfüllung des Mietvertrages, der noch bis Jahresende läuft. Die Juristen des Landratsamtes sahen keine Möglichkeit, den Kontrakt weder ordentlich noch außerordentlich zu kündigen.

Die Flüchtlinge haben sich mit der Situation abgefunden, sie seien sowieso heilfroh, ein warmes und trockenes Dach über dem Kopf zu haben.

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