Sieben neue Coronavirus-Fälle: Unternehmen lahmgelegt
München (dpa/lby) - In Bayern sind am Wochenende insgesamt sieben neue Coronavirus-Fälle bestätigt worden. Das bayerische Gesundheitsministerium berichtete am Samstag und Sonntag über fünf neue Fälle aus Oberbayern sowie je einen Fall aus Mittelfranken und aus Schwaben. Aktuell gibt es damit acht bekanntermaßen Erkrankte im Freistaat.
Bei einem der Fälle handelt es sich um einen Mitarbeiter des Unternehmens DMG Mori in Pfronten. Das Unternehmen informierte die Mitarbeiter darüber, dass am Montag und Dienstag alle Tochterunternehmen des Maschinenherstellers an dem Standort im Ostallgäu geschlossen bleiben.
Rund 1600 Mitarbeiter seien davon betroffen, erklärte Konzernsprecher Stephan Knüttel. Diese seien bereits am Samstagabend vom Vorstand der Aktiengesellschaft darüber informiert und angewiesen worden, zu Hause zu bleiben. "Der betroffene Mitarbeiter befindet sich auf dem Weg der Besserung", erklärte Knüttel.
Nach Angaben des Gesundheitsamtes des Landkreises handelt es sich um einen 36-Jährigen, der sich in der Nähe einer italienischen Risikoregion aufgehalten hatte. Nach der Rückkehr ging er am Donnerstag mit Atemwegsproblemen zu seiner Hausärztin. Da es dem Mitarbeiter nicht so schlecht geht, ist er vorläufig in Isolation bei sich zu Hause. Am Dienstag will das Gesundheitsamt gezielt die Kollegen des Mannes, die engen Kontakt zu ihm bei der Arbeit hatten, testen.
Eine weitere in Bayern Erkrankte ist die Ehefrau des Mannes aus Nürnberg, dessen positiver Befund am Freitag von den Behörden in Baden-Württemberg bekanntgegeben worden war. Der Mann liegt in Karlsruhe im Städtischen Klinikum, seine Frau befindet sich nun mit ihren Kindern im Klinikum Nürnberg auf der Isolierstation. "Sowohl der erkrankte Mann als auch die erkrankte Frau zeigen geringe bis mäßige Krankheitssymptome", berichtete die Stadt Nürnberg.
Zwei weitere bestätigte Fälle wurden aus den Landkreisen Freising und Starnberg gemeldet. Bei den drei am späten Samstagnachmittag bereits bestätigten Coronavirus-Fällen handelt es sich um Patienten aus München sowie aus den Landkreisen Ebersberg und Rosenheim. Bereits am Donnerstag war die Erkrankung eines Arztes des Universitätsklinikums Erlangen bestätigt worden.
Damit sind bislang in Bayern insgesamt 22 positiv getestete Covid-19-Patienten registriert worden. Bei 14 Patienten ist die Erkrankung bereits auskuriert, alle sind wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden. Sie standen im Zusammenhang mit dem Autozulieferer Webasto aus Gauting-Stockdorf in der Nähe Münchens. Bei Webasto war im Januar eine Mitarbeiterin aus China zu Besuch, die das Virus in sich trug. Kollegen und teils deren Angehörige infizierten sich.
Am Samstag hatten die österreichischen Behörden einer Schülergruppe aus Nordrhein-Westfalen wegen eines Coronavirus-Verdachts die Einreise verweigert und den Bus nach Bayern zurückgeschickt. Die 52-köpfige Reisegruppe, die nach Seefeld in Tirol wollte, musste dann im Ostallgäu eine Nacht in einer Turnhalle verbringen, die möglicherweise erkrankte Schülerin kam in ein Krankenhaus. Am Sonntag fuhr die Gruppe dann zurück nach Aachen, die Schülerin sollte mit einem Krankenwagen ebenfalls in ihre Heimat gebracht werden.
Unterdessen wird befürchtet, dass Urlauber, die in den Faschingsferien ins Ausland verreist sind, nun infiziert nach Bayern zurückkehren könnten. Das Gesundheitsministerium in München hat aus Anlass des Endes der Ferien insbesondere zurückkehrende Italienurlauber zu besonderer Vorsicht aufgefordert. Wer einen begründeten Verdacht auf eine Infektion habe, solle sich telefonisch an seinen Hausarzt wenden, teilte das Ministerium mit. Ein begründeter Verdachtsfall bestehe bei Menschen, die Symptome haben und sich vorher in einem Risikogebiet aufgehalten haben.
Schüler, die in den vergangenen beiden Wochen in einem der ausgewiesenen Risikogebiete im Ausland waren, sollen auch ohne Symptome am Montag, dem ersten Schultag, nicht in die Schule kommen und vorläufig dann weiter zu Hause bleiben. Die Schule sei darüber zu informieren, teilte das Kultusministerium mit. "In diesem Fall gilt die Nichtteilnahme am Unterricht als entschuldigt", hieß es.
Ähnliche Maßnahmen gelten auch an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt. Als Risikogebiet gelten in Italien unter anderem die Lombardei sowie verschiedene Regionen in China, Südkorea und dem Iran.
Die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns betonte nochmals, dass Patienten mit Verdacht auf eine Coronavirus-Infektion keine Arztpraxis oder Krankenhaus-Notaufnahme ohne telefonische Anmeldung aufsuchen sollten. Sie sollten den Ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der Telefonnummer 116 117 anrufen und sich beraten lassen.
Die meisten Sars-CoV-2-Infizierten haben nur eine leichte Erkältungssymptomatik mit Frösteln und Halsschmerzen oder gar keine Symptome. 15 von 100 Infizierten erkranken laut Robert Koch-Institut schwer. Sie bekommen etwa Atemprobleme oder eine Lungenentzündung. Nach bisherigen Zahlen sterben ein bis zwei Prozent der Infizierten, weit mehr als bei der Grippe.
Wegen der Ausbreitung des Coronavirus ist nun auch die Fachmesse GrindTec in Augsburg abgesagt worden. Es handelt sich nach Angaben des Veranstalters um die Weltleitmesse im Bereich Schleiftechnik. Ursprünglich sollten vom 18. bis 21. März rund 600 Unternehmen aus 30 Ländern ihre Produkte auf dem Augsburger Messegelände präsentieren. Wegen der Zunahme von Infektionen in Deutschland waren zuvor bereits die weltgrößte Tourismusbörse ITB in Berlin und weitere kleine Messen in Deutschland abgesagt oder verschoben worden.
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- Robert-Koch-Institut