Sie starben im KZ in Dachau: Gedenkstätte ehrt zwei mutige Männer aus Bayern

80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ehrt eine neue Gedenktafel in Dachau zwei Männer, die für ihren Glauben und ihre Überzeugung ihr Leben aufs Spiel setzten.
von  Martina Scheffler
Der Bauer Wolfgang Meier versteckte einen Jesuiten im Widerstand gegen den Nationalsozialismus – und bezahlte diesen Mut mit seinem Leben. Nun wurde er geehrt.
Der Bauer Wolfgang Meier versteckte einen Jesuiten im Widerstand gegen den Nationalsozialismus – und bezahlte diesen Mut mit seinem Leben. Nun wurde er geehrt. © DB Ordinariat/dpa

Wolfgang Meier wusste, was er tat, als er Augustinus Rösch auf seinem Hof versteckte: Er riskierte sein Leben.

Dabei hatte der Tod bei dem 1878 geborenen Bauern aus Obertaufkirchen im Landkreis Mühldorf am Inn schon oft angeklopft: 14 Kinder hatte Meier, drei davon waren bereits als Säuglinge verstorben, ein Sohn als Jugendlicher nach einer Operation, und vier weitere waren im Zweiten Weltkrieg gefallen. Nun, nach dem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944, waren es die Armen Schulschwestern vom Kloster Moosen bei Dorfen, die an seine Tür klopften.

Sie baten um ein Versteck für den Jesuitenprovinzial Rösch, der im Widerstand aktiv war. Und Meier nahm ihn auf seinem Hof auf – bis zum Januar 1945, als die Gestapo erschien und Meier, dessen verbliebene zwei Söhne und eine Tochter sowie auch Rösch abführte. Verraten worden war Rösch, so schreibt das NS-Dokumentationszentrum in München, von einem Geistlichen.

Meier starb, Rösch überlebte

Meier und seine Söhne wurden ins KZ Dachau gebracht. Dort starb Meier im Februar angeblich an Typhus. Die Söhne überlebten. Rösch wurde wenige Tage vor Ende des Zweiten Weltkriegs aus dem Gefängnis Berlin-Moabit entlassen. Danach war er von 1947 bis 1961 Landescaritasdirektor von Bayern und engagierte sich im "Hilfswerk 20. Juli 1944“ - und auch, wie das Dokuzentrum weiter schreibt, in der "Stillen Hilfe“, die "sich nicht nur um deutsche Kriegsgefangene, sondern auch um nationalsozialistische Täter und Massenmörder kümmerte“.

Gerlich wurde in der Hofstatt überfallen

Meier wurde nun, 80 Jahre nach seinem Tod im KZ, mit einer Gedenktafel in der dortigen Gedenkstätte geehrt, gemeinsam mit Fritz Gerlich, dem einstigen Chefredakteur der "Münchner Neuesten Nachrichten“. Der Katholik Gerlich, Jahrgang 1883, entschiedener Gegner des Nationalsozialismus, wurde kurz nach der sogenannten Machtergreifung 1933 von SA in seinen Redaktionsräumen in der Hofstatt misshandelt, verhaftet und in der Haft aufgefordert, sich umzubringen. Im Juli 1934 wurde er nach Dachau gebracht und umgehend erschossen.

 

Das Eingangstor mit der Inschrift "Arbeit macht frei“ ist auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Dachau zu sehen. Hier kamen Wolfgang Meier und Fritz Gerlich zu Tode.
Das Eingangstor mit der Inschrift "Arbeit macht frei“ ist auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Dachau zu sehen. Hier kamen Wolfgang Meier und Fritz Gerlich zu Tode. © Sven Hoppe/dpa

Beide Männer wurden als Glaubenszeugen in das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts aufgenommen. Am Mittwoch wurde die Gedenktafel gesegnet, wie das Erzbischöfliche Ordinariat München mitteilte. Sie solle "an Gerlich und Meier sowie an alle Opfer aus dem Erzbistum München und Freising während der Zeit des Nationalsozialismus“ erinnern.

"Für das Leben einstehen"

In ihrer Zeit gehörten Gerlich und Meyer laut Generalvikar Christoph Klingan zu einer "Minderheit in einer großen Menge der Ängstlichen, Schweigenden und Wegsehenden“, hieß es weiter. Umso dankbarer müsse man für ihr Zeugnis sein. Und auch in der Gegenwart helfe ihr Vorbild, so Klingan: "Für das Leben einstehen, für die Würde jedes Menschen, sich klar abgrenzen gegenüber Hass und Hetze, Verrohung und Spaltung. Aus der Geschichte lernen bedeutet, wach und hellsichtig zu sein, wenn Menschen zu Opfern gemacht werden.“

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