Sie sind erst 15 und 16 — und sie folterten eine Frau (40)
Das Opfer wurde bedroht, geschlagen, vergewaltigt, mit Zigaretten gequält. Der Haupttäter (22) machte keine Angaben.
NÜRNBERG Landgericht, Sitzungssaal 144: Als am Dienstag kurz nach 9 Uhr die Anklageschrift 608 Js 45489/08 verlesen wurde, stockte den Zuhörern der Atem. Unfassbar, was sich zwei Schüler (15 und 16 Jahre alt) und ein älter Kumpel (22) geleistet haben. Den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zufolge musste eine 40-jährige Frau regelrecht durch die Hölle gehen. Sie wurde vergewaltigt, gefoltert, mit dem Tod bedroht.
Laut Anklage war Uwe T.* (22) die treibende Kraft hinter dem Verbrechen, das sich im Sommer letzten Jahres abspielte. Gegen 22 Uhr erschien er bei den beiden Brüdern Jan und Sven B. in der Wohnung und machte auf geheimnisvoll: „Ich will euch was zeigen.“ Die Schüler wurden neugierig und begleiteten ihn zur Wohnung der Frau. Von da ab steckten sie mittendrin.
Uwe T. hielt sich nach Überzeugung der Ermittler nicht lange mit Freundlichkeiten auf. Er begann mit Cornelia F., die sichtlich alkoholisiert war, einen Streit, beschimpfte sie als Schlampe und Prostituierte und schlug mit Fäusten auf sie ein. Schließlich forderte er sie vor den Augen der beiden Minderjährigen auf, sich auszuziehen, zerriss ihr Kleid und die Unterwäsche und verlangte Oralverkehr. Sie setzte sich zur Wehr, hatte aber gegen den viel stärkeren Mann keine Chance. Er prügelte weiter auf sie ein und vergewaltigte sie. Schließlich traktierte er sein vor Schmerz schreiendes Opfer auch noch mit einem Vibrator.
Die beiden Schüler legten ein Teilgeständnis ab
Das Martyrium der Frau war damit noch nicht zu Ende. Uwe T. drückte der Frau eine brennende Zigarette an die Innenseite des rechten Oberschenkels – und durfte sich der Anklage zufolge der Hilfe des Brüderpaars sicher sein. Gemeinsam hielten sie Cornelia F. fest und schnitten ihr mit einer Schere einen Teil der Haare ab. Dann funktionierten sie eine Spraydose mit Haarlack zu einem Flammenwerfer um und versengten weitere Haarbüschel.
In der Anklageschrift heißt es weiter: „Kurz bevor die Angeklagten die Wohnung verließen, urinierte einer von ihnen auf die am Boden liegende Geschädigte und spuckte sie zusätzlich an.“ Der Haupttäter drohte der Frau dann erneut, sie umzubringen. Um dieser Drohung Nachdruck zu verleihen, zeigte er ihr hierbei ein Küchenmesser und schlitzte damit die Matratze ihres Bettes auf. Cornelia F. erlitt durch die Torturen zahlreiche Wunden und Blutergüsse am ganzen Körper.
Besonder infam verhielten sich die drei Angeklagten danach. Sie verständigten die Polizei und behaupteten, dass das Opfer einen der beiden Brüder mit dem Messer bedroht und vergewaltigt habe. In den Vernehmungen sagte einer von ihnen zum Motiv: „Wir wollten, dass die Alte ins Irrenhaus kommt.“ Da die Frau stark betrunken war, rechneten die Täter offenbar damit, am Ende ungeschoren davonzukommen.
Im Prozess räumten die beiden Brüder einen Teil der Vorwürfe ein, behaupteten aber felsenfest, von der Vergewaltigung nichts zu wissen. Uwe T., der Rädelsführer, machte zu den Vorwürfen keine Angaben.
Für den Prozess vor der Jugendkammer des Nürnberger Landgerichts sind vier Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil soll den Planungen zufolge am 1. Oktober gesprochen werden.
Helmut Reister
* alle Namen geändert
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