"Sie haben das Abenteuer geliebt"
MÜNCHEN - Andreas und Sabine B. wollten die geheimnisvolle Welt des Himalaya erkunden. Monatelang hatten sie den Trecking-Urlaub in Nepal geplant. Es war eine Reise in den Tod für das Münchner Ehepaar.
„Die Reise in den Himalaya war ein Abenteuer, auf das sich Andreas und Sabine seit Monaten gefreut haben“, erzählt Christa B. – ihr Sohn (42) und ihre Schwiegertochter (46) kamen bei dem Flugzeugabsturz in Nepal ums Leben. Mit Tränen in den Augen sieht sich Christa B. in der Wohnung der beiden um. An der Wand hängt ein Foto des Münchner Ehepaars – ein Schnappschuss aus dem letzten Afrika-Urlaub.
Sie hatten beide Angst vor dem Fliegen
Andreas B. liebte Reisen in ferne Länder. Im Dschungel Ugandas beobachtete er Gorillas. „Die Menschenaffen faszinierten ihn“, sagt Christa B.: „Er und seine Frau hatten ein bisschen Angst vorm Fliegen, aber es zog sie trotzdem immer wieder in die Ferne.“
DNA-Proben zur Identifizierung der Opfer
Während Christa B. erzählt, geht sie ins Badezimmer und packt zwei Haarbürsten ein. Polizisten werden sie abholen. Die Beamten benötigen sie für DNA-Proben. Nur so lassen sich die Opfer des Absturzes zweifelsfrei identifizieren. Gerichtsmediziner aus Deutschland trafen gestern in Kathmandu ein. Auch Angehörige der Unfallopfer werden erwartet. Sie wollen die Toten in ihre Heimat überführen.
Stunden voller Hoffen und Bangen
Ich kann noch immer nicht fassen, dass Sabine und Andreas tot sind“, sagt Christa B.. Im Radio hatten sie und ihr Mann Horst Mittwoch früh von dem Unglück gehört: „Als Andreas nicht anrief, ahnten wir, dass sie an Bord des Flugzeugs waren.“ Es war die erste Reise des Feinmechaniker und seiner Frau nach Nepal. Um sich auf die Strapazen der 18-tägigen Expedition durch den Himalaja vorzubereiten, waren sie auf mehrere Berge in den Alpen geklettert. Auch auf die Zugspitze wollten sie. Weil das Wetter zu schlecht war, brachen sie die Tour ab. Sie wollten kein Risiko eingehen.
Am Sonntag fuhr das Ehepaar mit der S-Bahn zum Münchner Flughafen. Nachdem sie eingecheckt hatten, rief Andreas bei seinen Eltern an: „Viel Glück und kommt gesund wieder zurück“, sagte sein Vater zum Abschied.
Sie hatten Angst vor der landung in Lukla
Andreas und Sabine waren aufgeregt. Vor allem vor dem Flug von Kathmandu nach Lukla hatten sie Bammel. Sie hatten viel vom „Tenzing Hillary Airport“ gehört und wie gefährlich Starts und Landungen dort sind: Nur 527 Meter lang und 20 Meter breit ist die Landebahn, am Ende ragt eine steile Felswand empor. Christa B.: „Sabine und Andreas haben sich gegenseitig getröstet und gehofft, dass alles glatt geht.“
Wrack wird von Experten untersucht
Das Schicksal wollte es anders. Die zweimotorige „Twin Otter“ stürzte beim Landeanflug ab. 18 Menschen starben, darunter 12 Deutsche. Einzig der Pilot überlebte schwer verletzt. Angeblich soll die Maschine im dichten Nebel einen Zaun gestreift haben. Sie stürzte ab und ging in Flammen auf. Luftfahrtexperten haben bereits mit der Untersuchung des Wracks begonnen. [
Ralph Hub
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