Sexistische Grüße: Negativ-Preis für Postkarte mit Dirndl-Dekolletés
Veraltete Rollenbilder, Benachteiligung von Frauen im Arbeitsleben oder sexistische Werbung: Für all das verleihen die Frauen des Deutschen Gewerkschaftsbunds Bayern (DGB Bayern) seit 2016 jährlich ihren Un-Gleichstellungspreis. Die Negativ-Trophäe gibt es für "gravierende Verstöße gegen die Gleichstellung von Frauen und Männern".
Heuer hat ihn der Fotoverlag Huber GmbH & Co. KG aus Garmisch-Partenkirchen bekommen - für eine ganz besondere Postkarte. Diese "zieren" zwölf Dirndl-Dekolletés, teils ist noch eine Maß zu sehen, dazu der Spruch: "Herzliche Grüsse aus Bayern".
Ein sexistisches und falsches Bild von Bayern
Mit bayerischer Herzlichkeit hat die Karte laut Bettina Messinger, Vorsitzende des DGB-Frauenausschusses, aber wenig gemein. Sie denkt an die Botschaft, die mitgeschickt wird: "Solche Postkarten werden in die Heimatländer der Touristen versandt, dabei wird ein sexistisches und damit falsches Bild, von Bayern gezeichnet."
Für Verena Di Pasquale, stellvertretende Vorsitzende des DGB, ist das Motiv eine Reduzierung der abgebildeten Frauen auf ihr Dekolleté. "Damit trägt der Verlag dazu bei, ein sexistisches Frauenbild weiterhin als gesellschaftlich akzeptiert darzustellen - das ist es aber keineswegs."
Messinger formuliert es noch deutlicher: "Das weibliche Geschlecht wird gesichtslos auf Brüste reduziert." Durch die Darstellung werde ein falsches Frauenbild zementiert, welches gerade bei Buben und Mädchen große Folgen hat - "Bilder sind Machtinstrumente, die uns beeinflussen".
"Wir haben die gleiche Postkarte auch mit Lederhosn im Sortiment"
Auf AZ-Nachfrage zeigt sich der Geschäftsführer der Fotoverlag Huber GmbH & Co. KG, Niklas Huber, wenig einsichtig. "Es gibt viel frauenfeindlichere Motive, die verkauft werden und gerade uns trifft es jetzt. Schaut man mal nach St. Pauli oder sieht sich irgendwelche Junggesellenabschiede an, so ist dort genauso Sexismus zu finden." Ähnliche solcher Karten gebe es auch von anderen Verlagen.
Zudem sei der Vorwurf "typisch einseitig": "Wir haben die gleiche Postkarte auch mit Lederhosn im Sortiment und da sagt dann auch keiner was."
Er weist darauf hin, dass es die Postkarte seit über 15 Jahren im Sortiment gebe. Das Motiv sei zwar "nicht ganz korrekt", aber schlussendlich solle doch der Kunde darüber entscheiden, was er angebracht findet und was nicht. Außerdem kritisiert Huber die aus seiner Sicht mangelhafte Kommunikation des DGB. Einige Missverständnisse, etwa ein ursprünglich fehlerhaft verwendetes Zitat, hätten im Vorfeld ausgeräumt werden können. Und: "Vor jedem Urteil gibt es doch sonst immer eine Anhörung", sagt er.
Dass es den DGB-Frauen nicht immer nur um Motive geht, zeigen vergangene Negativpreisträger: "Ausgezeichnet" wurden zum Beispiel auch das bayerische Sozialministerium für die Einführung des Betreuungsgeldes ("Herdprämie") oder der Textilhersteller H&M für einen massiven Stellenabbau, der vor allem junge Mütter betraf.
- Themen:
- Bayern