Sex-Pfarrer: Terror gegen sein Opfer!
Detektive setzen die damals missbrauchten Jungen unter Druck
COBURG Die Verbrechen von Wolfdieter W. (heute 69) wurden im Jahr 2000 mit zwei Jahren Bewährung bestraft: Der Pfarrer hatte sich in sieben Fällen an drei Buben im Alter von acht bis elf Jahren vergangen. Auch Nico, heute 19, war darunter. Den Missbrauch hat der Junge aus der Nähe von Coburg dank einer Therapie überwunden. Doch jetzt kommt vieles wieder hoch. Der Sex-Priester hat ihm Detektive vorbeigeschickt. Wolfdieter W. will die Wiederaufnahme des Verfahrens – und fordert seine Opfer auf, ihre Aussagen von damals zu widerrufen. Nico: „Das ist eine absolute Frechheit.“
"Sie sagten, der Priester will seinen Seelenfrieden finden."
„Ich war nicht das einzige Kind, er soll froh sein, dass er nur zwei Jahre Bewährung bekommen hat für das, was er uns angetan hat.“ Auch bei Sebastian, ein damaliges Opfer, standen die Detektive vor der Tür. Vater Gheorghe Cionoiu: „Sie sagten, der Priester will seinen Seelenfrieden finden. Und dass unser Junge nichts zu befürchten hätte, wenn er widerrufen würde – schließlich sei die Sache verjährt. Ich glaube eher, dass der Priester psychisch krank ist.“ Was den Vater mehr und noch immer ärgert ist, dass der Sex-Pfarrer noch lange als Seelsorger tätig war, als man längst von seiner pädophilen Neigung wusste. Bereits Mitte der 80er Jahre stand Wolfdieter W. vor Gericht, er soll sich damals an Kindern aus Unterfranken vergangen haben. Das Verfahren wurde gegen eine Zahlung von 8000 Mark eingestellt.
Erst nach der Verurteilung versuchte die Diözese Würzburg, W. auf einen Platz zu loben, der frei von Kindern ist. „Das ging aber nicht“, so Bernhard Schweßinger, Diözesen-Sprecher. „Selbst im Altenheim sind junge Menschen.“ Wolfdieter W. wurde 2002 zwangspensioniert.
Dennoch entschuldigte sich jetzt Generalvikar Karl Hillenbrand in einem Brief bei der Familie Cionoiu, als er von der Nachstellung durch die Detektive hörte, „für den Leidensdruck, unter den diese durch das neuerliche Agieren von Pfarrer W. geraten“ – auch im Namen des Bischofs. „Sobald der Kontakt mit Herrn W., der momentan nicht erreicht werden kann, hergestellt ist, wird er zur Rechenschaft über dieses unerträgliche Verhalten aufgefordert; ebenso werden kirchlicherseits Maßnahmen überlegt, um dies künftig zu unterbinden.“
W. ist nicht erreichbar, dafür sein Anwalt Norman Jacob aus Würzburg. Der bestätigt, die Wiederaufnahme zu prüfen, „ob wir einen Antrag stellen, wissen wir noch nicht“. Jacob ist zur Zeit im Urlaub. Vom Auftritt der Detektive schien er noch nichts gewusst zu haben. „Dazu gibt es keinen Kommentar.“ sw
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