Sex fürs Studium
1200 Euro Studiengebühr, Miete, Essen, Trinken, Feiern – das geht ins Geld. Immer mehr junge Frauen heuern bei Escort-Services an.
NÜRNBERG Janina M.* (24) hat Karriere gemacht: Nach dem Abitur studierte sie Betriebswirtschaft, jobbte nebenbei in einer Agentur, dann machte sie sich selbständig. Ganz normal? Nein. Die Nürnbergerin finanzierte sich ihr Studium als Escort-Lady. „So ein Studium ist teuer, mit dem Job konnte ich mein Leben damals bezahlen.“ Die clevere Frau fragte sich eines Tages: Warum in diesem Gewerbe nur jobben – und eröffnete eine eigene Agentur. Die Frauen, mit denen sie am liebsten arbeitet, sind wiederum Studentinnen. „Sie haben eben einen anderen Horizont.“ Das horizontale Gewerbe kann sich derzeit vor Akademiker-Nachwuchs nicht retten: Immer mehr Nürnberger Studentinnen pendeln zwischen Hörsaal und Prostitution. Die Gründe: hohe Studiengebühren, Mieten, Lebenshaltungskosten.
Viele führen ein Doppelleben, kaum eine will erkannt werden. Wobei auf einschlägigen Web-Sites mit kaum verhüllten Fotos geworben wird. „Beruf: Studentin“, weitere Merkmale wie „75 D“ oder auch die Preisliste sind hier einzusehen. Und das liest sich lukrativ: Wer „Melanie“, Nürnberger Studentin, bucht, muss hinblättern, bevor sie sich entblättert – zwei Stunden „private Date“ kosten 400 Euro, wer Melanie eine Woche will, blecht 5500 Euro.
Zahl der Studis im Sex-Gewerbe unter einem Prozent?
Da kommt das Trinkgeld als Bedienung natürlich längst nicht mehr mit: Miete, Essen, 1200 Euro Studiengebühren pro Jahr, das lässt sich kaum vom Bafög oder von den Eltern finanzieren.
Auch der Chef von La Diva-Escortservice in Nürnberg ist froh um die „Hörsaal-Hasen“: „Bei uns arbeiten Studentinnen. Wir erleben einen Boom.“ Rada, Anni oder Ming-Kai – drei Jung-Akademikerinnen aus Nürnberg, die Geschäftsmänner „begleiten“. „Erotischer Kontakt darf sein, muss aber nicht.“
Die Drei sind keine Einzelfälle. In Deutschland soll die Zahl der Studierenden im Sex-Gewerbe unter einem Prozent liegen. Das wären bei den laut Statistischem Bundesamt knapp 930.000 studierenden Frauen bis zu 9300 – doch schon die Anonymität des Internets macht eine exakte Erfassung nicht möglich.
Die Prostituierten-Hilfe Kassandra gibt den Studentinnen „eine gute Chance, dass sie den Ausstieg wieder schaffen. Ein Doppelleben zu führen, ist sehr belastend“.
Doch geschummelt wird auch: Weil junge Studentinnen bei Freiern beliebt sind, wird schnell aus mancher einfachen Hausfrau eine angehende Akademikerin. Doch ob das der Kunde merkt? Geredet wird bei den Treffen dann ja doch nicht so viel...sw
*alle Namen geändert
- Themen:
- Prostitution
- Statistisches Bundesamt