Sex für gute Noten: Hochschullehrer verurteilt

Audio von Carbonatix
AUGSBURG - Zehn Monate auf Bewährung für Ain K.: Der Augsburger Hochschullehrer ist wegen Bestechlichkeit vom Amtsgericht Augsburg zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Er hatte von einer Studentin Sex verlangt - die Frau hatte sich dadurch bessere Noten erhofft.
Immer wieder huschte ein Lächeln über das Gesicht des 58-jährigen Hochschullehrers, als er dem Richter die Beziehung zu seiner Studentin schildern sollte. Er habe sie „schon immer attraktiv gefunden“. Eine schöne Frau sei sie, allerdings eine schlechte Studentin. „Ja, ich wollte eine Affäre mit ihr anzetteln“, gab er am Donnerstag vor Gericht zu. Kurz darauf verurteilte das Augsburger Amtsgericht den Dozenten wegen Bestechlichkeit zu zehn Monaten Gefängnis auf Bewährung.
Als Richter Franz Geist-Schell das Urteil verkündete, war das Lächeln des angeklagten Wirtschaftswissenschaftlers dann verschwunden. Zudem muss der Dozent 8000 Euro Geldbuße bezahlen.
"Machtposition schamlos ausgenutzt"
Der Angeklagte habe von der ukrainischen Studentin verlangt, ein sexuelles Verhältnis mit ihm einzugehen, begründete der Richter seine Entscheidung. Unerheblich sei, ob er die Note der schriftlichen Magisterprüfung bereits deshalb nachträglich verbessert habe, wie es ihm die Staatsanwaltschaft vorwarf. Das Gericht sei davon überzeugt, dass der 58-Jährige zumindest vorgehabt habe, seine Dienstpflichten in Zukunft zu verletzen – und das reiche für den Straftatbestand der Bestechlichkeit aus. Eine versuchte Nötigung war dies hingegen nicht. Zugunsten des Angeklagten habe er gewertet, dass der 58-Jährige offen gestanden hatte, von der 34-Jährigen sexuelle Dienste verlangt zu haben, sagte der Richter.
Die Staatsanwaltschaft hatte eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten gefordert. Der Dozent habe „seine Machtposition schamlos ausgenutzt“, warf ihm die Staatsanwaltschaft vor. Die Ukrainerin habe die Magisterprüfung dringend bestehen müssen, um eine Vollzeitstelle zu bekommen. Verteidiger David Herrmann hatte Freispruch gefordert.
„Meine ganze Existenz hing von dieser Prüfung ab“, erklärte die Studentin am Donnerstag im Zeugenstand. Deshalb habe sie den Hochschullehrer gefragt, was sie tun könne, um zu bestehen. Sie habe ihm sogar angeboten, für ihn zu putzen. Am Anfang habe sie gar nicht verstanden, was der Dozent von ihr forderte, als er ihr während eines Gesprächs sechs Finger gezeigt habe. „Ich dachte, er will Geld. 600 Euro oder 6000 Euro“, erinnerte sich die 34-Jährige. Erst auf Nachfrage hin habe der Dozent ihr gesagt, was er wollte: ein dauerhaftes sexuelles Verhältnis. Das Angebot habe sie jedoch sofort ausgeschlagen.
Studentin wollte Gerechtigkeit
„Alles, was ich wollte, war eine gerechte Note“, betonte die Ukrainerin vor Gericht. Deshalb habe sie sich nicht anders zu helfen gewusst, als einen Detektiv einzuschalten. Beim nächsten Treffen habe sie deshalb eine Kamera dabei gehabt und das unmoralische Angebot des Dozenten heimlich aufgezeichnet.
Nach Aussagen des Angeklagten drohte der Detektiv wenig später damit, die Aufnahmen den Medien zuzuspielen. Der Hochschullehrer bekam es „mit der Angst zu tun“ – und informierte die Hochschulleitung. „Ich wollte am Ende einfach nur raus aus dem Schlamassel“, sagte er am Donnerstag kleinlaut vor Gericht.
Ob die Verurteilung berufliche Konsequenzen für den 58-Jährigen hat, ist noch offen. Erst nach Erhalt der schriftlichen Urteilsbegründung wolle die Hochschule „rechtlich gebotene Schritte unternehmen“, hieß es am Donnerstag in einer Stellungnahme der Universität. Auch die Studentin muss sich noch vor Gericht verantworten. Ihr werden unter anderem versuchte Nötigung und Bestechung vorgeworfen.
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