Sex-Attacken: Jeder zehnte Bub ist Opfer

Das geht aus einer Schätzung des Bundeskriminalamts hervor - Jugendhilfeverbund „Schlupfwinkel e.V.“ eröffnet neue Beratungsstelle
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An sie können sich männliche Opfer von sexueller Gewalt wenden: das Team der Jugendberatung „Schlupfwinkel e.V.
Berny Meyer An sie können sich männliche Opfer von sexueller Gewalt wenden: das Team der Jugendberatung „Schlupfwinkel e.V.

NÜRNBERG - Das geht aus einer Schätzung des Bundeskriminalamts hervor - Jugendhilfeverbund „Schlupfwinkel e.V.“ eröffnet neue Beratungsstelle

Dorian (Name geändert) war zehn Jahre alt, als sein Stiefvater, ein Lkw-Fahrer, ihn mit auf Tour nahm. Es erschien ihm wie ein großes Abenteuer, in dem riesigen Lastwagen durch Europa zu fahren. Es wurde sein Albtraum. Der Stiefvater missbrauchte den Buben auf den Fahrten. Immer wieder – fast ein Jahr lang. Erst dann bekam die Mutter den Missbrauch mit. Sie trennte sich von dem Mann und zeigte ihn an. Doch Dorian konnte das Geschehene nicht verarbeiten. Eine erste Therapie half ihm nicht. Erst Jahre später, mittlerweile war er 18 Jahre alt, wollte er mit dem Nürnberger Jugendhilfe-Verein „Schlupfwinkel e.V.“ zusammenarbeiten, um seine Erlebnisse zu verarbeiten.

Dorian, so eine Studie des Bundeskriminalamts (BKA), ist kein Einzelfall. Jeder 10. Junge in Deutschland soll demnach Opfer von perversen Sexualtätern sein. Zwar liegt die Zahl offiziell gemeldeter Fälle niedriger – doch die Dunkelziffer ist enorm hoch: „Das liegt an der enormen Hemmschwelle der Jungen, sich zu öffnen“, erklärt Siegfried Rothenbucher von Schlupfwinkel: „Zum Selbstbild der Buben passt es nicht, ein Opfer zu sein.“ Der Verein, den es seit 1985 gibt, bietet mit seinem Projekt „Paroli“ seit Dienstag eine neue Beratungsstelle im Wespennest 9 für Jungen an – die einzige in ganz Nordbayern. Damit will die Einrichtung gezielt gegen die Tabuisierung des Themas vorgehen. Im Jahr 2008 wurden von „Paroli“ insgesamt 16 Jugendliche zwischen zwölf und 21 Jahren therapiert, die Opfer sexueller Übergriffe wurden.

Ausgleichen würden die Jungen ihre Opfer-Rolle durch verschiedene Verhaltensmuster: „Möglich ist eine Depression – oder die Flucht in die Gewalt.“ So gibt es einen Zusammenhang zwischen den zurückliegenden sexuellen Übergriffen und erhöhter Aggressionsbereitschaft. Eine weiteres Schlupfwinkel-Projekt heißt „AugeInAuge“. Hier wird in Zusammenarbeit mit der Jugendgerichtshilfe und Schulen versucht, frühzeitig auf gewaltbereite Jugendliche einzuwirken. Gut 70 Prozent der Klienten sind nach dem Training in der Lage, ihre Aggressionen zu kontrollieren und nicht mehr straffällig werden. mm

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