Sex-Alarm: Immer mehr wollen’s ohne Gummi!
Nürnbergs Prostituierte stellen fest: Der Wunsch nach „unten ohne“ bei ihrer Kundschaft steigt.
NÜRNBERG Die Prostituierte in Nürnberg schlagen Alarm: Immer mehr Freier wollen ungeschützten Geschlechts- oder Oralverkehr. Angst vor Aids, Hepatitis oder anderen Krankheiten? Fehlanzeige! Im Gegenteil: Die Männer bieten den Liebesdamen sogar mehr Geld an! „Doch Gesundheit ist unbezahlbar“, findet Claudia Fischer-Czech von der Selbsthilfe-Gruppe Kassandra e. V.
Anlässlich des 35. Internationalen Hurentags am vergangenen Mittwoch zogen Fischer-Czech und einige Kolleginnen daher mit Bauchläden ausgestattet durch die Stadt. Unter dem Motto „Fairer Kunde – Bewusste Lust“ verteilten sie männer- und vor allem freierspezifisches Infomaterial – und Kondome. Kurios: Gerade die fanden reißenden Absatz.
Doch nicht nur wegen der gesundheitlichen Gefahren ist das Kondom ein Muss: In Bayern ist ungeschützter Geschlechtsverkehr mit Prostituierte sogar verboten – laut §6 der Hygieneverordnung: „Kondomzwang bei Prostituierte“.
Man soll es kaum glauben, aber um eine Ausrede für ihren „Unten-ohne-Wunsch“ sind die Männer nie verlegen. Gerne genommen: die Latex-Allergie. Doch es gibt auch latexfreie Kondome aus Polyurethan. Und oft gehört: Kondome passen mir einfach nicht. Wenn Claudia Fischer-Czech das hört, kann sie sich ein kleines Schmunzeln nicht verdrücken. „Ich vergleiche das gerne mit Schuhen – da findet ja auch jeder was.“ Um den Männern also zu verdeutlichen, dass es für jede Größe auch das richtige Kondom gibt, gibt’s den Flyer „... eins für Jeden? Oder für jeden eins?“. Vom „Little Tiger“ (49 mm Umfang) bis hin zu „King Size“ (57 mm) – in dem kleinen Faltblatt sind Kondome für jede Größe aufgelistet.
Die Männer haben viele Ausreden
„Wenn wir die Männer ansprechen, sind die Reaktionen sehr unterschiedlich“, erklärt Claudia Fischer-Czech. Von „Das brauche ich nicht“ über „Ich bin zu alt“ bis hin zu „Ich bin verheiratet“. „Einige sind jedoch sehr interessiert und aufgeschlossen“, so Fischer-Czech.
Wie zum Beispiel Sebastian Lehmann. Er findet die Aktion „einwandfrei“ und hört den Damen von Kassandra e. V. aufmerksam zu. „Prostituierte haben ja schließlich auch Rechte“, sagt der 23-Jährige, der offen zugibt, schon zweimal ein Bordell besucht zu haben.
In Nürnberg arbeiten etwa 1200 bis 1500 Prostituierte. Die meisten davon in so genannten Wohnungsbordellen. Kathrin Esberger
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