Sex-Affäre bei Nürnbergs Polizei
Hauptkommissar lieferte geheime Daten aus dem PC. Dafür hatte er freien Eintritt in eine Bar und ins Bordell
NÜRNBERG Kostenfreier Eintritt in die Table-Dance-Bar, private Stripshows, Sex mit Prostituierte: Diese Rezeptur machte einen Nürnberger Kommissar (35) zum willigen Handlanger eines Sex-Club- Betreibers. Im Gegenzug lieferte der zwielichtige Ordnungshüter geheime Daten aus dem Polizeicomputer. Die schlüpfrige Geschäftsbeziehung, die im vergangenen Jahr publik wurde, hat weitreichende Folgen...
Am Donnerstag erhielt Levent C. (46) vom Nürnberger Amtsgericht die strafrechtliche Quittung. Wegen Bestechung wurde der Mann aus dem Rotlicht-Milieu zu eineinhalb Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt. Bei der Höhe der Strafe spielte auch der Umstand eine Rolle, dass Levent C. im vergangenen Jahr in Kempten schon einmal wegen Bestechung verurteilt worden ist. Der bullig wirkende Türke, der im Allgäu, in Augsburg und München weitere einschlägige Etablissements als Geschäftsführer leitete und mit Handschellen in den Gerichtssaal gebracht wurde, hatte Mitarbeitern der Ausländerbehörde mit Naschwerk und Karten für die Fußball-WM das karge Dasein versüßt.
Hauptkommissar bevorzugte nackte Tatsachen
Der Nürnberger Polizeihauptkommissar Andreas T. (35) hatte an Eintrittskarten und Confisserie-Waren kein Interesse. Er bevorzugte lieber nackte Tatsachen – und Levent C. kam diesem Wunsch nur allzu gern nach. Der Sex-Club-Besitzer händigte dem Polizeibeamten eine VIP-Karte für sein Etablissement in der Luitpoldstraße aus. Damit hatte der Kommissar jederzeit freien Eintritt und konnte die Girls von der Stange zu privaten Stripeinlagen in die Solo-Kabine bitten. Außerdem sorgte Levent C. dafür, dass sein „Partner“ in einem Erlanger Bordell die Dienste der Damen kostenfrei in Anspruch nehmen konnte. Das Geschäftsmodell bezeichnete der Club-Besitzer in einer Vernehmung so: „Eine Hand wäscht die andere.“
Diese gegenseitige „Hygienemaßnahme“ erfüllte der Polizist mit geheimen Daten aus dem Polizeicomputer. Er lieferte Hinweise zu einer bevorstehenden Razzia der Steuerfahnder, spähte Daten von Geschäftspartnern des Club-Besitzers aus, sah sich die Vorstrafenregister der tanzenden Damen an. Zähneknirschend räumte Andreas T., der am Donnerstag vor Gericht als Zeuge aussagen musste, die Vorwürfe ein. Auch wenn er sich nicht mehr an jedes einzelne Detail erinnern will.
Bizarr: Andreas T. hat nichts zu befürchten
Bizarr: Strafrechtlich hat der feine Hauptkommissar nichts mehr zu befürchten. Per Strafbefehl der Staatsanwaltschaft wurde er wegen Bestechlichkeit bereits zu einem Jahr Gefängnis auf Bewährung und zu einer Geldstrafe von rund 40.000 Euro verurteilt. Der Strafbefehl ist rechtskräftig. Aber gegen ihn läuft noch ein polizeiinternes Disziplinarverfahren. Ziel ist es, ihn für immer aus dem Polizeidienst zu entfernen. Momentan ist Andreas T. zwar suspendiert, bezieht aber weiterhin sein Gehalt.
Helmut Reister
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