Sensationeller Handel: Hertel verkauft Tigers für 4,08 Euro

.. . und eröffnet damit Nachfolger Sabo alle Möglichkeiten - aber der zögert noch
von  Abendzeitung
Verzichtete für die Rettung der Ice Tigers unwiderruflich auf viel Geld: Günther Hertel.
Verzichtete für die Rettung der Ice Tigers unwiderruflich auf viel Geld: Günther Hertel. © bayernpress

.. . und eröffnet damit Nachfolger Sabo alle Möglichkeiten - aber der zögert noch

NÜRNBERG Das Datum passte perfekt zum Anlass: An einem Freitag, den 13. wurde der kurioseste Sport-Handel Nürnbergs aller Zeiten notariell beurkundet. Günther Hertel, bis zu diesem 13. März Alleingesellschafter der Ice Tigers GmbH und damit auch Inhaber der DEL-Lizenz, verkaufte die Ice Tigers für den symbolischen Betrag von 4,08 Euro an das Konsortium um den Laufer Schmuckhändler Thomas Sabo. Der ungewöhnliche Betrag kam zustande, weil die Summe durch die Anzahl der Konsortiumsmitglieder (drei, jeder 1,36 Euro) teilbar sein sollte. Damit kam Hertel den Wünschen der Sabo-Gruppe in allen Belangen entgegen – und ist endgültig raus bei den Tigern. Erst jetzt wurde das Sensations-Geschäft öffentlich...

"Herr Hertel ist Herrn Sabo ausgeliefert"

Während für Hertel laut seines Anwaltes Dr. Carsten Bissel der Abschluss „nicht zu revidieren ist“, haben Sabo und seine Mitstreiter, zu denen unter anderen auch Bionorica-Chef Professor Michael Popp gehört, noch nicht „Ja“ gesagt, weil sie laut Sabo den ganzen Komplex Ice Tigers erst wirtschaftlich genau prüfen wollen. Bissel: „Herr Hertel hat als Alleingesellschafter der Gruppe um Herrn Sabo ein verbindliches Angebot gemacht. Das können sie annehmen oder nicht. Herr Hertel ist rein rechtlich noch Gesellschafter, aber dem ,Ja’ oder ,Nein’ des Herrn Sabo ausgeliefert. Deshalb ist es unfair gegenüber Herrn Hertel, zu behaupten, er ließe die Ice Tigers zappeln. Dem ist definitiv nicht so.“

Private Gläubiger zu Abstrichen bereit

Hertel als Hauptgläubiger der Tigers ist also „ausbezahlt“. Aber vor Sabo und seinen Mitstreitern türmen sich noch eine Reihe von anderen Problemen auf. Das größte: Geht es mit den Ice Tigers weiter, müssen alle die von Ämtern bezahlten oder gestundeten Gelder zurückbezahlt werden. Allen voran an die Bundesagentur für Arbeit, die die Gehälter während der laufenden Insolvenz übernommen hat, an das Finanzamt und die Beiträge an die Berufsgenossenschaft. Und während private Gläubiger eher bereit sind, auf einen Teil ihrer Forderungen zu verzichten (Insolvenzverwalter Volker Böhm bietet an, 30 Prozent der Forderungen zu begleichen) geht dies bei Ämtern nur sehr umständlich, weil Gremien berufen werden müssen, die dann entscheiden.

"Retter" müssen drei Millionen Euro aufbringen

Sagt Sabo deshalb letztlich den Ice Tigers ab, würde das Insolvenzverfahren eröffnet, die DEL-Lizenz wäre weg – und die Gläubiger blieben nahezu komplett auf ihren Forderungen sitzen. Experten und auch Böhm sprechen dann von einem Ausgleich in Höhe von maximal drei bis fünf Prozent. Zudem drängt die Zeit. Am 31. Mai will die DEL die Unterlagen für das Lizenzierungsverfahren haben. Bis dahin muss die Finanzierung stehen, die Gruppe um Thomas Sabo rund drei Millionen Euro aufbringen. Ein gewaltiger Kraftakt, der nur dank Hertels Großzügigkeit nicht gänzlich unmöglich geworden ist. ERG

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