Sensationelle Wende im Tiefgaragen-Mord: Gestand Peter S. im Gefängnis?
NÜRNBERG - Vor Mithäftlingen soll er in der U-Haft damit geprahlt haben, wie drei Zeugen gestern vor dem Nürnberger Schwurgericht bestätigten. Nur der Angeklagte schweigt weiter zu den Vorwürfen
Hat Gärtner Peter S. (44) die Arzthelferin Susanne M. (27) im Blutrausch erstochen? Damit soll er in der U-Haft geprahlt haben! Das behaupteten gestern drei ehemalige Mitgefangene am siebten Verhandlungstag um den Tiefgaragen-Mord. Sie könnten dem schwierigen Indizienprozess damit eine sensationelle Wende geben... Am 5. März 1999 wurde die junge Witwe und Mutter eines Säuglings gegen 7.35 Uhr in einer Garage in der Erlanger Nägelsbachstraße getötet (AZ berichtete). Neun Jahre danach wurde Peter S. als mutmaßlicher Mörder festgenommen. Am 23. Januar 2008 kam er in eine Vier-Mann Zelle in Nürnberg.
„Ich soll einen Mord begangen haben, der neun Jahre zurückliegt“, erklärte er auf Nachfrage des Mitgefangenen Ciprian D. (28), einem Einbrecher. „Bloß weil Passanten gesehen haben, wie ich mit meinem weißen Audi 80 aus der Tiefgarage gefahren bin, muss ich ja noch nicht der Mörder sein.“ Geweint habe er dabei, erinnerte sich Mithäftling Marco F. (27). Tage drauf habe Peter S. geäußert: „Ich war ja kurz davor, im Verhör die Tat zu gestehen. Aber die Polizei soll mich überführen.“ Das hatte auch Georg K. (28), ein Drogendealer gehört. Man unterhalte sich ja viel im Knast.
Beim nächsten Mittagessen beispielsweise ging es über einen Bekannten eines Häftlings, der sein Opfer mit 35 Stichen getötet hatte und von einem regelrechten Blutrausch gesprochen habe: „An den ersten Stich erinnerst dich noch, an die nächsten nicht mehr.“ „Ja, das Gefühl kenne ich auch“, soll da plötzlich Peter S. geäußert haben. Und – verschreckt von dem, was er da gesagt hatte – sich sofort in seiner Koje verkrochen haben. „Er ist es gewesen“, waren sich die Mithäftlinge sicher und teilten es einem Anwalt mit – in der (vergeblichen) Hoffnung auf Strafvergünstigungen.
Konfrontiert mit entsprechenden Zeitungsberichten, soll Peter S. auch die sexuellen Übergriffe auf seine Tochter gestanden haben. Die gab er auch im Prozess zu, wenn auch keinen Geschlechtsverkehr. Was ihr damaliger Freund und jetziger Mann (27) gestern bestätigte: „Sie war noch Jungfrau, als ich das erste Mal mit ihr schlief.“ Die abstoßenden Attacken sollen auch der Auslöser für die Bluttat gewesen sein. Laut Anklage wollte sich die Tochter, die mit 17 zu ihrem Freund flüchtete, damals mit Susanne M. treffen und sich ihr anvertrauen. Peter S. habe dieser dann, aus Angst, dass sie die Polizei verständige, in der Tiefgarage aufgelauert und sie getötet. Doch es gibt keine DNA-Spur, die auf Peter S. verweist. Bei der Auswertung von Rückständen unter einem Fingernagel des Opfers fanden sich nur Ähnlichkeiten mit der DNA eines Mannes in Schwerin. Doch der scheidet als Täter definitiv aus. cis