"Senioren-Downtown": Bau-Zoff um Tegernseer Luxus-Villen

Bad Wiessee - Noch vor wenigen Jahren gab es in Abwinkl einen beschaulichen Biergarten unter Kastanien. Doch dies genügte dem Eigentümer, Gastronom und Gemeinderat Jupp Brenner nicht.
Er setzte zum Höhenflug an und machte eine Bauchlandung. Brenner wollte sein 16.000 Quadratmeter großes Grundstück mit einem 50 Millionen Euro teuren "Brenner-Park" versilbern.
Geplant hatte er in neun Villen 28 Luxuswohnungen. Wohnungen zwischen 70 und 340 Quadratmeter waren bei entsprechendem Kaufpreis von über 3 Millionen Euro möglich.
Auch die Nebenkosten mit 3.000 Euro pro Monat inklusive Wellness-Angebot und Dienste eines Concierge wie Raumpflege und Gassigehen waren exorbitant.
Offenbar war dies auch den Reichen zu viel, das Projekt floppte. Daraufhin übernahm der Salzburger Bauträger Planquadrat den genehmigten Bauplan nahezu eins zu eins. Aus "Brenner-Park" wurden "Tegernsee-Villen".

So sehen die Häuser in der Visualisierung aus. Visualisierung: Planquadrat
Die Anwohner kochen, der Bürgermeister ist inzwischen kleinlaut
Sie lesen sich im Internet verlockend. Das exklusive Ensemble entstehe nur rund 200 Meter vom Ufer des Tegernsees auf einem "sonnenbegünstigten" Baugrund. "Der eigene Wald macht diese Lage einzigartig". Auch mit einem Mindestabstand von 25 Metern zwischen den neun Häusern wird geworben. Doch die Realität sieht anders aus. Teilweise sind es nicht viel mehr als zehn Meter. Eine der letzten Villen, die gerade entsteht, lässt kaum noch Platz für den Gehweg an der Ringbergstraße.
Nichts ist von der "malerische Naturidylle" und der "harmonischen Einfügung in die Umgebung" zu entdecken, die die Werbung verheißt. Inzwischen spricht nicht nur die Orts-CSU im Gemeinderat, die von Anfang an gegen den "Brenner-Park" war, von Häuserschluchten. Auch die Volksseele im Kurort kocht. Man frage sich, wie diese "Senioren-Downtown", die "Neuperlach-Süd" gleiche, vom Landratsamt genehmigt werden konnte.
Jetzt bleibt nur noch das Lamento am Ratstisch. Man müsse aufpassen, "dass so etwas nie mehr passiert", beschwor Kurt Sareiter (CSU) die Runde.
Inzwischen sieht auch Bürgermeister Peter Höß (FWG) Versäumnisse. "Hier besteht Einmütigkeit, dass wir in Zukunft aufpassen müssen". Bereits im Mai sprach er angesichts der Rohbauten davon, dass "ein bisserl lockerer schon gut gewesen wäre".
Heute wäre nach seiner Ansicht das Vorhaben in "dieser Massivität wohl nicht mehr genehmigungsfähig".
Jetzt liegt das Kind sprichwörtlich im Brunnen. "Viele Wiesseer", so Sareiter, "sind über die Baumasse schockiert". Planquadrat spricht dagegen von einer "seichten Bebauung".