Segen mit Abstand: Zahlreiche Taufen wegen Corona verschoben

Die Salbung mit Wattebausch, der Segen mit Abstand: In Corona-Zeiten laufen auch Taufen anders ab als üblich. Viele Eltern in Bayern verschieben das Sakrament für ihren Nachwuchs daher erstmal. Die Kirche hat Verständnis.
dpa |
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Ein Kreuz ist auf einer Kirchturmspitze zu sehen. Foto: Friso Gentsch/dpa/Symbolbild
dpa Ein Kreuz ist auf einer Kirchturmspitze zu sehen. Foto: Friso Gentsch/dpa/Symbolbild

München (dpa/lby) - Kaum Gäste, keine Berührungen, wenig Gesang und die Salbung mit einem Wattebausch: Taufen finden in Bayern seit Anfang Mai zwar wieder statt, aber nur unter strengen Auflagen. Für viele Eltern sind vor allem die Veränderungen der Riten so groß, dass sie die Taufe ihres Kindes lieber auf unbestimmte Zeit verschieben.

So wie die Eltern der kleinen Lara aus München, die ursprünglich im April hätte getauft werden sollen. "Für uns gehört es einfach dazu, dass zwischen dem Kind und dem Pfarrer eine Verbindung stattfindet - das beinhaltet auch, dass es berührt werden darf", sagt der junge Familienvater. "Ein Segen aus der Entfernung und eine fast leere Kirche, in der unsere Familie nur nach Hausstand getrennt in den Ecken stehen darf, wollten wir nicht. Wir warten nun erstmal ab, bis wir einen neuen Termin suchen."

Wie viele Eltern genauso denken und sich aktuell gegen eine Taufe entschieden haben, lässt sich nicht ermitteln, da die Pfarreien die Taufen eigenständig durchführen und die Zahlen nicht landesweit erfasst werden. Der Sprecher des Bistums Passau ist sich aber sicher: "Es ist davon auszugehen, dass in den vergangenen Wochen aufgrund der Einschränkungen etliche Tauftermine verschoben worden sind."

Immerhin noch 88 Taufen sind in den Pfarreien im Bistum Eichstätt bis Ende August geplant. Bis auf weiteres gelten dabei laut Bistumssprecher - wie in ganz Bayern - zahlreiche Hygienevorschriften. Darunter: Bei der Salbung mit Chrisam wird ein Einweg-Wattebausch verwendet, der mit dem heiligen Öl getränkt wurde; gehört der Taufpate nicht zur Familie, müssen statt ihm die Eltern das Kind halten; der Geistliche trägt eine Mund-Nasen-Bedeckung und darf den Täufling nicht berühren.

"Die Bezeichnung des Täuflings mit dem Kreuzzeichen wird allein von den Eltern vollzogen", sagt ein Sprecher des Bistums Würzburg. "Das Bekleiden mit dem weißen Kleid und das Entzünden der Taufkerze vollziehen ebenfalls die Eltern."

Hinzu kommen Auflagen zu den Gästen. "Die Taufe eines einzelnen Täuflings ist nur im engen Familienkreis möglich", heißt es aus dem Erzbistum München. Und auch für eine Feier nach dem Gottesdienst standen die Familien bis vor kurzem vor Problemen: "Der Grund für die Verschiebung vieler Taufen waren nicht nur die behördlichen Auflagen, die Präsenzgottesdienste untersagten, sondern auch die Schwierigkeit für die Familie, nach der Taufe zu einem Familienfest einzuladen", vermutet etwa der Pressesprecher der Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern, Johannes Minkus. "Bis vor kurzem waren alle Gaststätten geschlossen und die Möglichkeit, Besucher in die eigene Wohnung einzuladen, waren auch sehr beschränkt."

Dass aktuelle viele Familien die Taufe verschieben, stößt bei den Bistümern und der Evangelisch-Lutherische Kirche auf Verständnis. Selbst einige Pfarrer würden gerade Familien mit quirligen Geschwisterkindern oder älteren Familienangehörigen zu einem späteren Termin raten.

Aus theologischer Sicht sei das unproblematisch, betonen die Kirchen unisono. "Früher, zu Martin Luthers Zeiten, wurden Säuglinge sehr rasch getauft - aus der Angst heraus, sie könnten ungetauft und fern von Gott sterben. Dies befürchten heute die wenigsten", sagt Minkus. "Einerseits, weil die Kindersterblichkeit nicht mehr so hoch ist wie damals, andererseits weil Christen heute auf die Liebe Jesus Christus vertrauen, der auch ungetaufte Kinder nicht fallen lässt."

Für das Erzbistum Augsburg spielen laut Sprecher auch die Sorgen der Eltern vor Ansteckung eine Rolle. "Wenn nun Taufen derzeit wegen der Pandemie aufgeschoben werden, ist dies für uns keinerlei Anlass von Kritik, weil das ja der aktuellen Situation geschuldet ist", sagt ein Sprecher. Ähnlich argumentiert das Erzbistum Bamberg: "Eltern, die ihr Kind taufen lassen möchten, sollten dies angstfrei tun können".

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