Seelsorger attackiert Quelle-Boss!

„Das grenzt an Folter!“, sagt Kirchenmann Norbert Feulner über die späten Kündigungen durch Insolvenzverwalter Görg – 2000 verlieren ihren Job.
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„Wir leisten hier echte Trauerarbeit“, sagt am Freitag Seelsorger Norbert Feulner bei der Mahnwache für die insolvente Quelle.
Berny Meyer 3 „Wir leisten hier echte Trauerarbeit“, sagt am Freitag Seelsorger Norbert Feulner bei der Mahnwache für die insolvente Quelle.
Seelsorger Norbert Feulner.
Berny Meyer 3 Seelsorger Norbert Feulner.
Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg
dpa 3 Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg

„Das grenzt an Folter!“, sagt Kirchenmann Norbert Feulner über die späten Kündigungen durch Insolvenzverwalter Görg – 2000 verlieren ihren Job.

NÜRNBERG Dieser Mann müsste wüten, toben, schreien und weinen. Stattdessen steht Jürgen Engelhardt zitternd am Rednerpult und liest von einem Blatt ab, wie es ihm geht. Wie es 2000 Mitarbeitern der Quelle gestern gegangen ist – denen teilweise erst am Freitag erklärt wurde, dass sie ab Montag arbeitslos sind.

„Ich bin wütend“, fängt er ein paar Mal an. Wütend auf unfähige Manager, die das 82-jährige Traditionsunternehmen zugrunde richteten. Wütend auf den Insolvenzverwalter, der ihm erst am Freitag mitteilen ließ, dass er am Montag nicht mehr kommen soll. Jürgen Engelhardt sagt in der Kälte vor dem Einkaufszentrum: „Ich habe seit Wochen nicht mehr geschlafen. Ich habe Angst, mit meinen 54 Jahren keinen Job mehr zu finden. Ich stelle mir die Frage, was sein wird, wenn ich nicht mehr mit dem Rad zur Arbeit fahre. Was wird sein, wenn das Geld knapp wird? Geht jetzt alles, was wir in langen Jahren aufgebaut haben, den Bach hinunter?“ Heute morgen sei er in sein Büro gegangen und wusste noch nicht, ob er am Montag wieder kommen wird.

Norbert Feulner, Seelsorger vom evangelischen Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt, attackierte Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg, der die Kündigungen so spät aussprechen ließ: „Das ist menschenverachtend – das grenzt schon fast an Folter!“ Zur AZ sagt er: „Die Art und Weise, wie hier Menschen regelrecht untergepflügt werden, das ist unglaublich!“

Auch Elsa Koller-Knedlik kritisierte die Kündigung in letzter Minute: „Ein solches Vorgehen ist einmalig“, sagt die Leiterin der Nürnberger Arbeitsagentur. Weil der Insolvenzverwalter die nötigen Unterlagen nicht rechtzeitig an die Beschäftigten gab, müsse die Arbeitsagentur jetzt sehr pragmatisch handeln, damit die Menschen überhaupt Arbeitslosengeld erhalten.

Insolvenzverwalter Görg ließ die Kritik durch einen Sprecher als „unverschämt“ und naiv zurückweisen. Jetzt beginne schließlich am Sonntag um 6 Uhr der Ausverkauf der 18 Millionen Lager-Artikel auf der Firmen-Internetseite www.quelle.de.

Um die Lagerbestände, die mit Rabatten zwischen10 und 30 Prozent angeboten werden, zu verkaufen, benötigt Görg noch 4300 Mitarbeiter.

Die meisten davon stammen aus den Call-Centern Berlin, Magdeburg und Cottbus sowie aus dem Logistik-Zentrum in Leipzig. M. Mai

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