Sebald-Organist: "Ich wollte mit meiner Frau sterben"

Professor erstach Gemahlin: „Der erste Stich war ein grässliches Geräusch“ – Richter outet Hans-Martin Rauch als Hallodri, der eine Ehe zu dritt führen wollte.
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Rammte seiner Frau von hinten ein Messer in den Leib: Ex-Landeskirchenmusikdirektor Hans-Martin Rauch.
abendzeitung Rammte seiner Frau von hinten ein Messer in den Leib: Ex-Landeskirchenmusikdirektor Hans-Martin Rauch.

Professor erstach Gemahlin: „Der erste Stich war ein grässliches Geräusch“ – Richter outet Hans-Martin Rauch als Hallodri, der eine Ehe zu dritt führen wollte.

MÜNCHEN/NÜRNBERG „Die Konten waren gepfändet. Wir hatten nichts mehr. Da habe ich Gott gebeten, mir einen Fingerzeig zu geben, was ich tun soll. Da kam einfach nichts.“ In diesen Worten erklärte Hans-Martin Rauch (64), Ex-Landeskirchenmusikdirektor und früher Organist der Nürnberger Sebalduskirche gestern vor dem Münchner Schwurgericht, wie er sich entschloss, Ehefrau Barbara (59) umzubringen. Danach wollte er sich töten.

Vor dem geplanten Suizid noch eine Städtreise

Am 19. Mai 2008 lockte der Honorarprofessor der Bayreuther Hochschule für Kirchenmusik seine Frau im Haus am Tegernsee in die Bauernstube: „Bitte dreh dich nicht um!“ – ahnungslos verharrte Barbara Rauch, sie erwartete eine Überraschung für eine Urlaubsreise. Doch statt der Tickets hatte er ein Küchenmesser in der Hand. Er stach ihr in den Rücken, traf die Leber. „Ich kann mich an den ersten Stich erinnern, weil es ein grässliches Geräusch war“, sagte der 64-Jährige. Barbara drehte sich um, fragte: „Was ist denn los?“ Rauch: „Sie hat das gesagt, als ob sie Mitleid mit mir hätte oder mit mir reden wollte.“ Noch zweimal stach er zu, in die Brust. „Ich hielt sie dann auf meinem Schoß, drückte ihr die Augen zu.“ Dann flüchtete er. Sein Plan: Sterben – aber vorher „noch einmal Städte besuchen, zu denen ich mich hingezogen fühlte“. In Gera zündete er in einer Kirche eine Kerze für seine Frau an, kaufte Rasierklingen – und rief seine Tochter an, bevor er sterben wollte. Die bremste ihn in seinem Vorhaben. Er wählte die 110 und wurde festgenommen.

Hat er sein Geld „mit den vielen Frauen verprasst“?

Das Motiv für den Mord sollen die desaströsen finanziellen Verhältnisse von Rauch gewesen sein: Wegen eines schiefgelaufenen Immobiliengeschäfts und des Unterhalts für die unehelichen Kinder soll Rauch an der Pfändungsgrenze gestanden haben. Er schilderte der Bank seine „bedrohliche Lage“ in der Hoffnung, „sie würde von ihrer Forderung zurücktreten“. Tat sie nicht: „Für mich war klar, dass sich nichts mehr vom Leben erwarten ließ.“

Bald hätte seine Frau davon erfahren – das Mord-Motiv? Das will ihm Richter Walter Weitmann nicht abnehmen: „Sie hatten mit ihrer Frau 4000 Euro im Monat. Den Kredit hätten Sie locker abzahlen können.“ Weitmann vermutete eher, dass der Grund der Schulden in seinen Weibergeschichten lag: So hatte er seiner Frau vorgeschlagen, mit einer Geliebten eine Ehe zu dritt zu führen, was Barbara ablehnte. Auf die Frage, ob er sein Geld „mit den vielen Frauen verprasst“ habe, brach Rauch in Tränen aus. Der Prozess wird fortgesetzt.

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